Berliner Bankenaffäre:Größter deutscher Wirtschaftsprozess hat begonnen

Mehrere Topmanager der Berliner Bankgesellschaft müssen sich ab heute vor Gericht verantworten. In der Affäre um zweifelhafte Immobilienkredite von rund 240 Millionen Euro wird ihnen Untreue bis Beihilfe vorgeworfen.

Unter den 13 Angeklagten der BerlinHyp, einer Tochter der landeseigenen Bankgesellschaft, ist auch der einstige CDU-Landesfraktionsvorsitzende und BerlinHyp-Chef, Klaus-Rüdiger Landowsky. Die Anklageschrift umfasst 750 Seiten.

Mit dem Mammutverfahren, für das zunächst 41 Verhandlungstermine bis Mitte Februar angesetzt wurden, stößt die Justiz zum Kern der Berliner Bankenaffäre vor.

In deren Strudel platzte 2001 die große Koalition von CDU und SPD und das Land Berlin geriet in eine milliardenschwere Haushaltskrise.

Die Bankgesellschaft, ein bis dato unübliches Konglomerat aus öffentlich-rechtlichen und privaten Banken, war 1994 gegründet worden. In der damaligen Konstruktion bestand sie acht Jahre.

Noch über 40 Gerichtsverfahren offen

Durch unübliche Kreditvergaben und Gewinngarantien für bestimmte Fonds waren statt der geplanten Gewinne zur Berliner Haushaltssanierung Risiken entstanden, die Berlin 2002 in Höhe von 21,6 Milliarden Euro für 25 bis 30 Jahre absichern musste.

In der Affäre sind noch über 40 Gerichtsverfahren offen. Das Berliner Abgeordnetenhaus setzte zwei Untersuchungsausschüsse ein.

Der Berliner Politologe Peter Grottian baute vor dem Gerichtsgebäude ein Landowsky-"Denkmal" auf. Es zeigt auf einem Sockel die Gipsbüste Friedrich II. mit dem Dreispitz, allerdings mit den Gesichtszügen Landowskys. Außerdem wurden Flugblätter verteilt mit der Parole "Landowsky muss in den Knast".

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