Berlin:Schönefeld wird Billig-Flughafen - Tempelhof macht dicht

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Der ehemalige DDR-Zentralflughafen will in den nächsten Jahren massiv im Billigflug-Geschäft mitmischen. Dabei setzt die staatliche Flughafengesellschaft FBS vor allem auf den britischen Anbieter EasyJet.

Allein 2004 werden dadurch 1,1 Millionen zusätzliche Passagiere erwartet. Außerdem werde mit mehreren anderen Billig- Fluglinien verhandelt, sagte Flughafen-Chef Dieter Johannsen-Roth. Der älteste Hauptstadt-Flughafen Tempelhof soll dagegen wie geplant im Herbst 2004 zumachen.

Im Trio der Hauptstadt-Flughäfen sind Schönefeld und Tempelhof mit weitem Abstand hinter Tegel nur die Nummern zwei und drei. Beide bescheren der Flughafen-Gesellschaft hohe Verluste. Auf dem Gelände von Schönefeld soll bis 2010 der neue Hauptstadt-Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) entstehen.

Hohe Verluste

Nachdem die Verhandlungen über eine Privatfinanzierung gescheitert sind, will ihn der Staat jetzt in Eigenregie bauen. Allerdings fehlt noch die Baugenehmigung. Mehrere Versuche, Schönefeld nach dem Fall der Mauer wieder attraktiver zu machen, waren in den vergangenen Jahren gescheitert. Allein in diesem Jahr bringt der Flughafen vermutlich 30 Millionen Euro Verlust ein.

Die Trendwende sollen jetzt die Billigflieger bringen. Bereits 2004 soll die Passagierzahl von derzeit 1,7 Millionen auf 3,3 Millionen steigen, mehr als die Hälfte davon "Billigflieger". Mit 4,4 Millionen Fluggästen soll Schönefeld dann bereits 2005 nahe an die Auslastungsgrenze kommen.

Johannsen-Roth bestätigte, dass EasyJet mit Sonderkonditionen nach Schönefeld gelockt wurde. Der Flughafen-Chef betonte jedoch, dass es sich um befristete Marketing-Zuschüsse handele, die auch anderen Fluglinien gewährt werden könnten. Eine Summe nannte er nicht. In Schönefeld starten auch Billig-Gesellschaften wie Germanwings, Air Berlin, V-Bird oder Volareweb. Air Berlin hat wegen der vermeintlichen Vorzugsbehandlung für EasyJet bereits mit einer Klage gedroht.

Tempelhof schließt

Insgesamt werden in diesem Jahr auf den drei Berliner Flughäfen rund 13 Millionen Passagiere an- und abfliegen. Auf Tegel entfallen nach der aktuellen Prognose 10,8 Millionen Fluggäste, auf Tempelhof nur 500.000. Mit Tegel verdiente die Flughafen-Gesellschaft im operativen Geschäft 54,8 Millionen Euro.

Mit Tempelhof machte sie 13,6 Millionen Verlust. Johannsen-Roth bekräftigte, dass der Flughafen trotz einiger Proteste in einem Jahr geschlossen werde. Die Kosten der Schließung bezifferte er auf mindestens 35 Millionen Euro.

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