BenQ:Die Wut wächst

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Die Wogen im Fall BenQ schlagen immer höher: Während die frühere Siemens-Tochter nicht lange fackelte und in München offiziell die Insolvenz beantragte, meldete sich am Standort Kamp-Lintfort der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Rüttgers mit kämpferischen Parolen zu Wort.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hat den Siemens-Konzern aufgefordert, bei der Rettung des von Stilllegung bedrohten BenQ-Standortes in Kamp-Lintfort mitzuwirken.

Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (links) bei der außerordentlichen Betriebsversammlung in Kamp Lintfort. (Foto: Foto: dpa)

Der CDU-Politiker sagte am Freitag auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung vor den Beschäftigten des Handy-Werkes: "Ich habe nicht vergessen, dass dies einmal ein Werk der Siemens AG gewesen ist. Ich bin der Auffassung, dass auch die Siemens AG noch eine Verantwortung für den Standort Kamp-Lintfort hat."

Rüttgers erklärte, er sei wütend und traurig über das Vorgehen der taiwanischen Konzernleitung von BenQ. Die Mitarbeiter hätten Lohnverzicht geübt, weil man ihnen versprochen habe, das mache ihre Arbeitsplätze wieder sicher.

"Große Sauerei"

Dass dies nach einem Jahr nicht mehr gelten solle, sei "eine große Sauerei". Jetzt gelte es, den Kampf aufzunehmen, um das Werk doch noch zu retten. "Hier ist das Know-how. Wir sind besser und wir wollen, dass hier weiter produziert wird", rief der Ministerpräsident unter dem Beifall der Beschäftigten.

Rüttgers sagte, es stelle sich die Frage, ob das Unternehmen nicht in den letzten Monaten systematisch kannibalisiert und der Tag der Insolvenz gezielt vorbereitet worden sei.

Mehrere GmbHs

Auffällig sei, dass das Unternehmen nach der Übernahme durch BenQ in mehrere GmbHs aufgeteilt worden sei, darunter eine für die Manager, eine für das Know-how und eine unterkapitalisierte GmbH für die Mitarbeiter.

Die Konsequenz sei dass viele hundert Millionen Euro an Werten abgezogen worden seien, die jetzt nicht mehr für die Mitarbeiter im Insolvenzverfahren zur Verfügung stünden. "Wenn das stimmt, muss das aufgeklärt werden und gegebenenfalls juristische Konsequenzen haben", verlangte Rüttgers.

"Wir werden kämpfen"

Der CDU-Politiker schloss seine Rede mit den Worten: "Keiner soll sich täuschen. Wir werden kämpfen und wollen eine Lösung. Wir sind nicht bereit, die Ankündigung so hinzunehmen. Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz."

Am Morgen hatte BenQ Mobile am Standort der Hauptvewaltung in München die Insolvenz beantragt. Eine Gerichtssprecherin sagte, der Antrag werde nun bearbeitet, und es werde nach einem geeigneten Insolvenzverwalter gesucht. Details konnte sie zunächst nicht nennen.

BenQ Mobile, die ehemalige Handy-Sparte des Siemens-Konzerns, hatte diesen Schritt bereits am Donnerstag angekündigt.

"Unausweichlich"

Der Insolvenzantrag sei unausweichlich, weil der taiwanische Elektronikhersteller BenQ die Zahlungen an seine deutsche Tochter eingestellt habe, hieß es zur Begründung.

Betroffen seien davon die Zentrale in München mit 1400 Mitarbeitern sowie die Standorte in Kamp-Lintfort und Bocholt in Nordrhein-Westfalen mit insgesamt etwa 1600 Beschäftigten.

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