Bei uns in Zürich:Gondelfahren über dem Zürichsee

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Wenn Ausländer in die Schweiz kommen, gibt es einige Dinge, die sie gerne machen wollen: Skifahren, Wandern, Fondue essen. Und noch etwas...

Von Charlotte Theile

Wenn Ausländer in die Schweiz kommen, gibt es einige Dinge, die sie für gewöhnlich machen wollen: Skifahren (im Winter), wandern gehen (im Sommer), Fondue essen (ab September). Eine Aktivität aber ist das ganze Jahr über beliebt: Reisende aus Deutschland, die seit Jahrzehnten in das gleiche Bergdorf fahren, sind davon genauso begeistert wie die Touristen aus China, die zu den wenigen Menschen gehören, die den Hoteliers und Tourismusfachleuten noch Freude stiften. Die Rede ist vom Gondelfahren. Also in einem freischwebenden gläsernen Kasten durch das Bergpanorama gleiten, vorbei an massiven Felsen, über die Baumgrenze hinweg, und dabei vergeblich versuchen, ein Murmeltier oder sogar einen Steinbock zu sichten.

Das gehört zu den schönsten Erfahrungen, die ein Tourist in der Schweiz machen kann. Seit George Michael in den Achtzigerjahren unter Einbezug einer Gondel in Saas-Fee den Videoclip zu "Last Christmas" drehte, sind die Fahrten legendär. Dass man heute zum Teil mehr als 90 Franken, also mehr als 80 Euro, für ein Retour-Billett ausgeben muss, macht die Sache allerdings gleich etwas weniger reizvoll.

Wie auch immer: An diesem Donnerstag gab die Zürcher Kantonalbank bekannt, dass auch sie eine Luftseilbahn, wie der Gondelbetrieb in seiner korrekten Bezeichnung heißt, über den Zürichsee errichten will. Von 2020 an sollen 14 Gondeln mit je 35 Personen darin über den See und die Stadt gleiten. Bei schöner Sicht hat man während der anderthalb Kilometer langen Fahrt einen traumhaften Blick auf die Alpen. Die Bank feiert sich mit dem Millionenprojekt in erster Linie selbst: In drei Jahren wird das Finanzinstitut, das in Zeitungsberichten noch ganz altertümlich "Bank des Zürchervolks" genannt wird, 150 Jahre lang existieren. Wenn alles glatt geht, soll die Gondel pünktlich zum Jubiläumsjahr fertig werden.

Für den Tourismus der Stadt Zürich könnte diese Attraktion durchaus interessant sein: Anders als viele anderen europäischen Städte, zieht die größte Stadt der Schweiz eher wenige Urlauber an. Die Hotels der Stadt sind in der Woche ausgebucht - am Wochenende dagegen bekommt man die Zimmer zu reduzierten Preisen. Auch das liegt an den Rekordpreisen: Trotz attraktiver Museen, unzähliger Restaurants, Nachtleben, Aussicht und einem wunderschönen See ist Zürich nicht in der Lage, mit günstigen Städten wie Barcelona oder Berlin zu konkurrieren. Auch die Gondel über den See wird daran nichts ändern: Bis zu 15 Franken (13 Euro) soll eine Fahrt kosten.

© SZ vom 07.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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