Bei uns in Zürich:Ab in die Väterzeit

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Die Bank UBS will ihren Angestellten entgegenkommen. Nicht mit höheren Boni, sondern mit einer Auszeit zugunsten der Familie.

Von Charlotte Theile

Die Schweizer Privatbank UBS macht in diesen Tagen Schlagzeilen. Das größte Geldinstitut des Landes will seinen Angestellten entgegenkommen. Nicht mit höheren Boni oder großzügigeren Dienstwägen. Sondern mit einer Auszeit, zugunsten der Familie. Junge Väter sollen künftig nach der Geburt Anrecht auf sechs Wochen Auszeit haben oder ihr Pensum für ein halbes Jahr auf 80 Prozent reduzieren können. Rechtlich stehen jungen Vätern in der Schweiz heute nur ein oder zwei freie Tage zu. Ein Volksbegehren, das eine Vaterzeit von vier Wochen fordert, wird von Regierung und Parlament als zu radikal und zu teuer bekämpft. Nun wird die Politik sogar von der Privatbank UBS überholt. Das Geldinstitut erklärt die neue Regelung mit den Bedürfnissen ihrer Angestellten.

Bei der UBS Schweiz werden jährlich gut 500 Mitarbeiter Vater, heißt es bei der Bank. Viele von ihnen wünschten sich mehr Flexibilität. Für diese Arbeitnehmer wolle man "attraktiv bleiben". Das ist auch nötig, denn der Schweizer Bankenplatz ist seit Jahren unter Druck, auch durch neue Player. Internationale Unternehmen, die im Wettbewerb um die besten Köpfe nicht nur auf das Gehaltsetzen.

Der Zürcher Tages-Anzeiger vergleicht die Elternzeiten der großen Unternehmen und stellt fest: Mit den neuen Regelungen ist die UBS plötzlich einer der attraktivsten Arbeitgeber für junge Eltern. Nur die Supermarktketten Migros und Coop bieten demnach jungen Vätern ähnlich viel Auszeit. Bei staatsnahen Unternehmen wie den Bundesbahnen oder der Swisscom sind zwei Wochen Väterzeit üblich.

Auf den ersten Blick dürfte das auch im Sinn der Politik sein - die geforderten 20 Tage Väterzeit werden auch mit dem Hinweis auf den freien Markt und seine Selbstregulationskräfte abgelehnt. In der Bevölkerung kommt das nicht gut an, und Signale wie jenes der UBS erhöhen den Druck auf die Gesetzgeber. So musste sich Verteidigungsminister Guy Parmelin zuletzt vor allem eines fragen lassen: Warum für seine Militärreform Milliarden ausgegeben werden könnten, die Auszeit für junge Väter aber zu kostspielig sei.

In der Personalabteilung der UBS gibt man sich selbstbewusst: Man sei zuversichtlich, dass die Teams die Ausfälle kompensieren könnten - und warte jetzt auf Nachahmer, "auch über die Finanzbranche hinaus."

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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