Bauspar-Serie (8):Verwirrende Vielfalt bei den Tarifen

Lesezeit: 3 min

Bausparkassen bieten mittlerweile zahlreiche Vertragstypen an. Manche Institute werben mit extrem günstigen Darlehenszinsen. Kunden sollten diese Angebote jedoch genau prüfen und vor Vertragsabschluss darauf achten, dass der gewählte Tarif ihren individuellen Bedürfnissen entspricht.

Von Simone Gröneweg

Das Angebot klingt wirklich verlockend. Mit einem Darlehenszins von 2,5 Prozent wirbt eine Bausparkasse - eigentlich konkurrenzlos günstig. Doch Interessenten sollten bei solchen Offerten genauer hinschauen, warnen Verbraucherschützer.

"Diese Tarifvarianten sind mitunter nur ein Marketing-Gag", sagt Jörg Sahr von Stiftung Warentest. Niedrige Zinsen erkaufe sich der Bausparer in der Regel auch durch besondere Nachteile, meint der Finanzexperte: "Meist sind die Guthabenzinsen ebenfalls entsprechend niedrig." In der Tat: Für das Sparguthaben zahlt das Institut 1,25 Prozent Zinsen - nicht sonderlich viel.

Doch solche Angebote können weitere Fallstricke bereit halten, weiß Sahr: "Häufig verringert sich der Darlehensanspruch. Oder aber der Bausparer muss seinen Kredit in extrem kurzer Zeit zurückzahlen", berichtet der Experte weiter. Das bringe eine hohe monatliche Belastung, die viele unterschätzen.

Ein Blick in die Details ist mühsam, aber wichtig. Denn ein Bauspartarif besteht aus vielen Einzelbedingungen. Dazu gehören unter anderem die Zinssätze fürs Sparguthaben und das Darlehen, Abschlussgebühren sowie Tilgungsbeiträge.

Hinzu kommt, dass viele Institute mehrere Tarife anbieten. Die sind in der Regel zwar auf die verschiedenen Bedürfnisse der Sparer zugeschnitten, können aber auch verwirren. "Wenn die Konditionen flexibel genug sind, um unterschiedliche Bedürfnisse der Bausparer zu berücksichtigen, kann auch ein einziger Tarif reichen", so Experte Sahr. Die Debeka etwa komme mit einem Tarif aus und schneide bei den Tests trotzdem ganz ordentlich ab, ergänzt er.

Egal wie viele Tarife die Bausparkasse in petto hat, der Verbraucher sollte darauf achten, dass die Vertragsbedingungen zu ihm passen. "Es geht nicht nur darum, ein gutes Angebot zu nutzen", sagt Helmut Straubinger, Mitglied der Geschäftsleitung bei der LBS Bayern. Der Vertrag müsse zum Sparer passen. Wichtig ist dabei, wozu der bauspart. Bausparer lassen sich grob in vier Gruppen unterteilen:

Diese Einteilung hilft dem einzelnen Kunden, sich über seine eigenen Ziele klar zu werden.

Der Renditesparer:

Diese Gruppe von Bausparern will ihr Geld auf die hohe Kante legen, aber hat kein Interesse am Darlehen. Die Sparer sollten darauf achten, dass die Guthabenzinsen großzügig ausfallen. Die Darlehenskosten spielen dagegen keine Rolle. Interessant für solche Anleger sind auch Angebote, bei denen das Institut beim Verzicht auf das Darlehen die Abschlussgebühr zurückerstattet.

Auch eine niedrigere Vertragssumme ist von Vorteil, denn nach dem Erreichen der Zuteilungsvoraussetzungen wird die Bausparsumme nicht unbedingt automatisch ausgezahlt. Das bedeutet, der Kunde kann weiter Geld überweisen und Zinsen kassieren, auch wenn der Vertrag zuteilungsreif ist. Wer sich auf ein flexibleres Modell einlässt, muss aufpassen, in welcher Marktphase er den Vertrag abschließt.

So bietet die Bausparkasse Mainz max flex an - ein extrem variables Modell. Die Guthabenzinsen werden den Marktzinsen angepasst. Steigt jemand während einer Hochzinsphase in den Vertrag ein, kann sich das aber als nachteilig erweisen.

Der Immobilienkäufer:

Wer sich ein Haus oder eine Wohnung gekauft hat und die Immobilie direkt finanzieren will, sollte die Angebote der Bausparkassen besonders kritisch beäugen. Eine Finanzierung mit einem neu abgeschlossenen Vertrag und einem so genannten Vorausdarlehen kommt oftmals teurer als gedacht, warnen Experten. Kunden sollten die Bedingungen daher mit den Konditionen eines Annuitätendarlehens vergleichen.

Der Geduldige:

Plant jemand mit Sicherheit einen Haus- oder Wohnungskauf in einigen Jahren, kann ein Bausparvertrag durchaus Sinn machen. Zumal die Bedingungen momentan gut sind. "Angesichts des niedrigen Zinsniveaus entgehen dem Anleger keine guten Zinsofferten etwa bei Banksparplänen", so Jörg Sahr. Bis der Kunde das Darlehen tatsächlich in Anspruch nimmt, dürfte das Zinsniveau zudem gestiegen sein. Auf einige Punkte müssen diese Kunden jedoch achten: Die Bausparsumme sollte realistisch sein.

Das heißt, nicht zu hoch und nicht zu niedrig. Mit den monatlichen Raten muss der Anleger in einigen Jahren so viel ansparen können, dass der Vertrag später tatsächlich zugeteilt werden kann (also 40 bis 50 Prozent der Bausparsumme vorhanden sind). Zumal der genaue Zuteilungszeitpunkt manchmal schwer abzuschätzen ist.

Interessenten sollten sich unbedingt vor dem Vertragsabschluss einen Spar- und Tilgungsplan geben lassen, aus dem der voraussichtliche Zuteilungstermin, das bis dahin gesparte Guthaben sowie die Höhe der Raten und die Laufzeit des Bauspardarlehens ersichtlich sind. Sie sollten dann nicht mehr als die notwendige Mindestsumme ansparen. Ansonsten schmälert sich der Kreditanspruch, denn der entspricht in der Regel der Differenz zwischen der vereinbarten Bausparsumme und dem angesparten Guthaben.

Der unentschlossene Sparer:

Weiß jemand noch nicht, ob er eine Immobilie kaufen will, oder aber sein Geld für andere Zwecke verwenden möchte, muss er sich alle Optionen offen halten. Auch hier gilt: Keine zu hohe Bausparsumme wählen und einen genauen Finanzierungsplan vorlegen lassen. Für solche Sparer sind Tarife von Vorteil, bei denen die Spar- und Tilgungszeiten sowie Zinsen noch nachträglich geändert werden können.

© SZ vom 16.7.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: