Baukindergeld:Immer weniger Anträge

Lesezeit: 1 min

Wer bauen will, bekommt über einen Zeitraum von zehn Jahren 12 000 Euro Förderung pro Kind. (Foto: Bernd Wüstneck/dpa)

Nach anfänglicher Euphorie ist die Zahl der Anträge für das sogenannte Baukindergeld rapide zurück gegangen. Bisher sind knapp 24 400 Anträge gestellt worden, Kritiker betrachten das Baukindergeld aber als große Fehlleistung.

Von Cerstin Gammelin, Berlin

Die Nachfrage nach dem sogenannten Baukindergeld ist in den vergangenen Wochen deutlich gesunken. Direkt nach der Einführung des Zuschusses am 18. September 2018 stellten bundesweit 9574 Familien den entsprechenden Antrag bei der zuständigen KfW-Förderbank. Danach sank die Zahl der Anträge rapide. Zuletzt waren es nur noch 2810 Anträge pro Woche. Das geht aus einer kleinen Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion und des zuständigen Abgeordneten Markus Herbrand an die Bundesregierung hervor. Insgesamt seien bisher 24 399 Anträge eingegangen, schreibt Staatssekretär Markus Kerber vom Bundesinnenministerium an die FDP. Der Zuschuss wurde für insgesamt 43 015 Kinder beantragt. Die mit Abstand meisten Familien, die in selbst genutztes Wohneigentum investieren, haben ein oder zwei Kinder. Je mehr Kinder in Familien leben, desto unerschwinglicher wird Wohneigentum offenbar. Von Familien mit mehr als fünf Kindern gingen nur 44 Anträge ein. CDU, CSU und SPD haben im Koalitionsvertrag vereinbart, dass Familien und Alleinerziehende einen staatlichen Zuschuss von 1200 Euro jährlich pro Kind bekommen können. Im Bundeshaushalt sind dafür 2021 rund 2,7 Milliarden Euro vorgesehen. Damit können etwa 550 000 Familien Baukindergeld erhalten. Vor allem die CSU hatte auf die Einführung gedrängt. Trotz der zurückgehenden Anträge verteidigt das CSU-geführte Ministerium den Zuschuss. Das Baukindergeld könne "den negativen Trend von Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser aufhalten und die Nachfrage verstetigen", schreibt Kerber. Im Gegensatz zur früheren Eigenheimzulage sei das Baukindergeld "zielgenauer gestaltet, da ausschließlich Familien mit Kindern gefördert werden". Das sieht die FDP anders: Die sinkende Nachfrage zeige, dass "nur ein Sturm im Wasserglas ausgelöst wurde", sagte Herbrand. Um die Wohneigentumsquote zu steigern, sei es sinnvoller, einen Freibetrag bei der Grunderwerbsteuer anzuheben. "Das Baukindergeld ist wohl eine der größten Fehlleistungen der großen Koalition", sagte Frank Hechtner, Steuerexperte der TU Kaiserslautern. Die Mittel hätten "zielgerichteter in allgemeine Entlastungen mit dem Fokus auf Familien verwendet werden können".

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: