Baugewerbe:Tarifkompromiss vor dem Aus

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Der Innungsverband des Zimmererhandwerks Westfalen stimmte gegen den Kompromiss, der im Juni nach zähen Verhandlungen für die Baubranche gefunden wurde.

Für die Annahme der Tarifvereinbarung für die 800.000 Beschäftigten am Bau war eine Einstimmigkeit unter den Arbeitgeberverbänden vorgesehen. Damit steht auch der Flächentarif am Bau vor dem Scheitern.

Der Flächentarif am Bau steht vor dem Scheitern. (Foto: Foto: AP)

Der Kompromiss sah die Rückkehr von der 39- zur 40-Stunden-Woche und ein Prozent mehr Lohn vor. Die Erklärungsfrist gegenüber der Gewerkschaft IG BAU endet an diesem Freitag um 12.00 Uhr. Die IG BAU hatte neue Verhandlungen ausgeschlossen. Die derzeit geltenden Bau-Tarifverträge laufen Ende 2006 aus.

Das Zimmererhandwerk Westfalen ist einer der kleineren Arbeitgeberverbände, die dem Vertrag zustimmen mussten. Der Verband hat rund 600 Mitgliedsbetriebe mit durchschnittlich 20 Beschäftigten.

Fast einstimmige Entscheidung

Die Erhöhung der Wochenarbeitszeit bringe keine wirkliche Entlastung und die ein-prozentige Lohnerhöhung sei eine unzumutbare Belastung, erklärte der Verband zur Begründung. Das Baugewerbe brauche eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes. Die Entscheidung fiel mit 22 von 23 Stimmen.

Andere zunächst kritische Arbeitgeberverbände wie Niedersachsen und Hessen hatten dagegen für den Kompromiss gestimmt, obwohl sie den Verhandlungsführern das Mandat für Gespräche vorher entzogen hatten. Der Hauptgeschäftsführer des hessischen Verbandes, Rainer von Borstel, sagte: "Von uns aus wäre der Weg frei gewesen." Er setze jetzt auf neue Gespräche.

"Alles oder nichts"

Die IG BAU lehnte zunächst eine Stellungnahme ab. Zuvor hatte IG- BAU-Chef Klaus Wiesehügel eine Aufweichung des Ergebnisses aber ausgeschlossen. "Entweder gibt es alles oder nichts, überall oder nirgendwo", hatte Wiesehügel erklärt. Für den Fall des Scheiterns hatte er bereits dezentrale Verhandlungen angekündigt. "Dann werden wir den schweren Weg von Haustarifen und Landestarifen gehen müssen." Das könnte dann zu einer Zersplitterung der Tarife führen.

Die Baubranche steckt seit Mitte der 90er Jahre in einer Krise. Seither gehen die Aufträge Jahr für Jahr zurück. Gleichzeitig tobt wegen der Überkapazitäten ein Preiskampf, der Lohndumping und Schwarzarbeit Vorschub leistet. Seit Mitte der 90er Jahre hat die Hälfte der Beschäftigten am Bau ihren Job verloren.

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