Baugenehmigungen:Weniger neue Häuser in Planung

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Erstmals seit fünf Jahren gehen die Baugenehmigungen bundesweit zurück. Zwar wurden im ersten Quartal in den Städten so viele neue Wohnungen geplant wie seit 20 Jahren nicht. Doch auf dem Land enstehen weniger Häuser.

Von Benedikt Müller, München

Noch häufen sich die Kräne in den Städten, und Baufirmen haben so viele Aufträge wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Doch erstmals seit fünf Jahren geht nun die Zahl der Baugenehmigungen zurück. Wie das Statistische Bundesamt berichtet, wurden im ersten Quartal 2017 bundesweit gut 79 000 neue Wohnungen genehmigt. Das sind sechs Prozent weniger als im Vorjahr.

Der Rückgang ist auf regionale Unterschiede zurückzuführen: Auf dem Land wurden deutlich weniger neue Ein- und Zweifamilienhäuser genehmigt. Gleichzeitig boomt der Bau von Eigentumswohnungen und Mietshäusern in den Städten: Von Januar bis März wurden gut 37 000 neue Wohnungen in Mehrfamilienhäusern genehmigt - der höchste Wert seit 20 Jahren. "Das ist die Entwicklung, die wir brauchen, um der Wohnraumknappheit in Großstädten und Uni-Städten entgegenzuwirken", sagt Andreas Geyer vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes.

Seit einigen Jahren ziehen mehr junge Menschen aus dem In- und Ausland in die Großstädte, um ein Studium oder einen Job anzutreten. Investoren legen auch deshalb mehr Geld in Immobilien an, weil Bauprojekte derzeit höhere Renditen versprechen als etwa Anleihen oder Festgelder. Dank niedriger Zinsen können zudem mehr private Käufer ein Eigenheim finanzieren.

Dass die Zahl der Baugenehmigungen nun zurückgeht, ist auch verschärften Umweltauflagen geschuldet, die Anfang 2016 in Kraft getreten sind. Viele Bauwillige reichten ihren Antrag Ende 2015 ein, um noch nach der alten Energie-Einsparverordnung bauen zu dürfen. Die entsprechenden Genehmigungen wurden im ersten Quartal 2016 erteilt. Dieser Sondereffekt fällt jetzt weg.

Von einem Wohnungsbau-Boom könne nun keine Rede mehr sein, sagt Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. "Das ist kein gutes Zeichen für das bezahlbare Wohnen in Deutschland." Insbesondere im preisgünstigen Segment würden zu wenige Wohnungen geplant, sagt Gedaschko. Gestiegene Grundstückspreise und hohe Auflagen verteuerten das Bauen in Deutschland. Und oft vergeht viel Zeit, bis ein genehmigtes Haus wirklich gebaut wird - nicht zuletzt, weil Handwerker und Baufirmen derzeit so viel zu tun haben.

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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