Barzahlen:Expansion in die Schweiz

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Das Berliner Start-up Barzahlen kooperiert mit der Schweizerischen Bundesbahn. Das Konzept ist: Online einkaufen, bar im Laden bezahlen. Es richtet sich an Online-Skeptiker.

Von Nils Wischmeyer, Köln

Es ist ein ungewöhnliches Konzept: Online kaufen, einen Barcode bekommen und dann im Einzelhandel bar bezahlen. Mit diesem Konzept stellt sich das Start-up Barzahlen aus Berlin gegen jeglichen Trend, sei es das schnelle Online-Shopping oder das mobile Bezahlen. Trotzdem läuft es so gut, dass Barzahlen nun auch erkunden will, wie seine Chancen außerhalb von Deutschland stehen. Bereits im vergangenen Jahr ist das Start-up in Österreich gestartet, nun expandiert es in die Schweiz.

Dort arbeitet Barzahlen ab sofort mit der Schweizerischen Bundesbahn (SBB) zusammen, die dafür schweizweit ihre Automaten umstellt. Dass ausgerechnet die Bundesbahn als Partner ausgesucht wurde, hat praktische Gründe. "Dank der SBB Billettautomaten ist unsere Dienstleistung in der Schweiz auf Anhieb rund um die Uhr verfügbar", sagt Achim Bönsch, Mitgründer und Geschäftsführer von Cash Payment Solutions, der Firma hinter Barzahlen. Da die Schweiz noch immer einen hohen Bargeldanteil habe, sieht er gute Chance für eine erfolgreiche Expansion.

Einen ersten Schritt ins Ausland hatte Barzahlen bereits im vergangenen Jahr gemacht und rund 400 dm-Filialen in Österreich als Partner gewonnen. Seit Anfang Februar akzeptieren auch rund 2100 Rewe-Märkte die Barcodes von Barzahlen.

Kunden des Start-ups klicken im Online-Shop auf "Barzahlen" und bekommen einen Barcode zugesandt. Den müssen sie beim örtlichen Einzelhandel vorzeigen und in Bar ihre Rechnung begleichen. Zusätzlich können die Kunden Geld auf ihr Girokonto einzahlen oder abheben, vorausgesetzt ihre Bank gehört zu den Partnern von Barzahlen. In Deutschland gilt das unter anderem für die Berliner Digitalbank N26. Wer will, kann sich an den Kassen der Supermärkte mithilfe von Barzahlen sein Arbeitslosengeld auszahlen lassen.

Seit November vergangenen Jahres kooperiert Barzahlen mit Amazon. Wer dort keine Kreditkarte hinterlegen will, kann an der Kasse mit einem Barzahlen-Code sein Amazon-Konto auffüllen.

Als das Start-up 2013 an den Markt kam, war die Idee ungewöhnlich, die Ausgangslage aber denkbar gut. Immerhin ist die Bargeld-Liebe der Deutschen weltweit bekannt. Einer Studie der Europäischen Zentralbank zufolge wurde 2017 rund 80 Prozent aller Zahlungen im Einzelhandel bar getätigt.

Hierzulande kooperiert das Start-up unter anderem mit Stromanbieter Eon, der Online-Apotheke DocMorris, der Berliner Digitalbank N26 und 12 000 Filialen von Rewe, Rossmann und Mobilcom Debitel. Eigenen Angaben zufolge richtet sich das Angebot insbesondere an drei Gruppen von Menschen. Zum einen solche, die ihre Kreditkartendaten ungern im Internet angeben. Dann gibt es eine zweite Gruppe von jungen Menschen, die ihr Taschengeld oder den Zuschuss der Eltern bar ausgezahlt bekommen, aber im Internet Spiele oder Klamotten kaufen wollen. Die dritte Gruppe, die Barzahlen regelmäßig nutzt, seien Menschen mit niedrigem Einkommen, die keine Kreditkarte haben und bewusst nur bar bezahlen, um einen besseren Überblick über ihre Ausgaben zu bekommen. Nutzerzahlen oder Umsätze veröffentlicht Barzahlen nicht.

© SZ vom 04.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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