Bankraub:Knalleffekt

Lesezeit: 1 min

Räuber sprengen immer öfter Geldautomaten, um an die Scheine zu kommen. Warum ist das so einfach?

Von Marie Tuil

Bankräuber nutzen mittlerweile gerne den Geldautomaten: So erschüttert eine Serie von gesprengten Bankautomaten das Land Nordrhein-Westfalen, die Schäden belaufen sich auf mehrere Millionen Euro. Das Sprengen von Geldautomaten liegt bei Bankräubern im Trend: 43 Fälle zählte das Landeskriminalamt (LKA) in Düsseldorf bereits in diesem Jahr. 2014 waren es dagegen noch 26.

Zwar sind die erbeuteten Summen oft kleiner als beim traditionellen Banküberfall, der große Vorteil für die Räuber ist aber die geringe Entdeckungsgefahr. Mehr als fünf Minuten brauchen die Täter nicht, um die Geldautomaten mithilfe eines einfachen Gasgemischs in die Luft zu sprengen. Und dann verschwinden sie mit dem Auto in die Nacht. Vor dem Überfall spionieren die Bankräuber die Filialen aus, um zuschlagen zu können, wenn die Automaten gerade neu aufgefüllt worden sind. Für die betroffenen Banken ist die neue Art des Überfalls doppelt unangenehm. Nicht nur das Geld ist weg, auch die Filialen sind oft völlig zerstört.

Die Kreditinstitute könnten sich vor solchen Überfällen schützen, aber dafür müssten sie dringend nachrüsten: In Deutschland sind noch längst nicht alle Bankautomaten gesichert, so das LKA. Eine Möglichkeit, um Angriffe schon im voraus abzuwehren, sind Farbkapseln. Diese dienen dazu, die Geldscheine bei einem Überfall automatisch einzufärben und damit unbrauchbar zu machen. Geldautomaten können aber auch so präpariert werden, dass sie mit Explosionen gar nicht erst geknackt werden können. "Wir haben eine Handlungsempfehlung an die Banken herausgegeben. Denn letztendlich liegt es in der Verantwortung der Banken, solche hohen Summen zu schützen", sagt die Sprecherin des LKA Düsseldorf.

Die deutschen Banken hinken aber hinterher. Dabei gibt es schon seit Jahren vereinzelt Fälle von Geldautomaten-Explosionen. Und die Zahlen steigen von Jahr zu Jahr. In Frankreich und Belgien schreibt der Gesetzgeber deshalb die Sicherung der Geldkassetten mit Farbbomben vor. Mit Erfolg: Die Zahlen sind seither deutlich zurückgegangen. Von den 43 Explosionen in Nordrhein-Westfalen aber konnten gerade einmal acht Fälle aufgeklärt werden.

© SZ vom 12.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: