Banken-Stress-Test:US-Banken handelten Testergebnisse herunter

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Schwere Vorwürfe an die US-Regierung: Zur Bewältigung der Finanzkrise benötigen führende US-Banken offenbar doch mehr Geld als der Stress-Test ergeben hat. Die Finanzinstitute sollen mit Regierungsbeamten gehandelt haben, um Kapitallücken zu schrumpfen.

Die Ergebnisse des jüngsten Belastbarkeitstests von 19 führenden US-Banken beruhen nach Angaben des Wall Street Journal und der Financial Times nicht auf soliden Berechnungen, sondern auf einem Geschachere zwischen den Finanzinstituten und Regierungsbeamten.

Auch bei der Bank of America gab es offenbar unterschiedliche Ergebnisse. (Foto: Foto: Reuters)

Die ursprünglich von der US-Notenbank Fed errechneten Zahlen hätten deutlich über denen des Berichts gelegen, hieß es im Wall Street Journal unter Berufung auf Banken und Behörden. Die errechneten Kapitallücken wurden nach Protesten der betroffenen Banken im Zuge von Verhandlungen "geschrumpft", meldete das Blatt. Die Financial Times berichtete mit Verweis auf Bankenkreise über ein Geheimabkommen zwischen dem Staat und den Kreditinstituten.

Darüber hinaus habe die Fed laut Banken- und Regierungsmitarbeitern bei der Berechnung der Kapitalausstattung andere Maßstäbe benutzt als Analysten und Investoren es erwartet hätten. Auch dadurch seien am Ende die Finanzlöcher deutlich kleiner ausgefallen.

Die Ergebnisse des staatlichen "Stress-Tests" waren am Donnerstag veröffentlicht worden. Demnach benötigen zehn Banken ein zusätzliches Finanzpolster von insgesamt knapp 75 Milliarden Dollar (56 Milliarden Euro), um auch einer potenziellen weiteren Wirtschaftstalfahrt standhalten zu können.

Dem Wall Street Journal zufolge benötigt die Bank of America zum Überleben nicht nur die in dem Befund angegebenen 33,9 Milliarden Dollar, sondern insgesamt mehr als 50 Milliarden Dollar. Der Kapitalbedarf der Citigroup sei von den errechneten rund 35 Milliarden Dollar auf 5,5 Milliarden Dollar herabgestuft worden. Das Kapitalloch bei Wells Fargo schrumpfte nach Berücksichtigung verschiedener "Faktoren" auf 13,7 Milliarden Dollar, nachdem es zuvor mit 17,3 Milliarden beziffert worden war, schrieb die Zeitung unter Berfung auf ein staatliches Dokument weiter. Auch SunTrust und Fifth Third Bancorp gehören demnach zu den Banken, die ihren Kapitalbedarf erfolgreich "herunterhandelten".

Die Testergebnisse waren dennoch eher erleichtert aufgenommen worden: Einige Experten hatten mit einem Kapitalbedarf zwischen 100 und 200 Milliarden Dollar gerechnet. Auch die Börsen reagierten am Freitag weltweit überwiegend mit Gewinnen für Finanzwerte, und US- Finanzminister Timothy Geithner hatte die Resultate als "ermutigend" bezeichnet.

Wie das Wall Street Journal weiter berichtet, kamen aber die ursprünglichen Schlussfolgerungen den befürchteten schlechteren Resultaten nahe. Demnach setzte das Tauziehen um die Ergebnisse ein, nachdem die Fed Ende vergangenen Monats die Banken über die vorläufigen Resultate informiert hatte. Die Spitzenmanager verschiedener Institute, darunter Bank of America, Citigroup und Wells Fargo, hätten geradezu wütend reagiert und der Notenbank Übertreibung vorgeworfen.

Bank of America sei "schockiert" gewesen, als es die ursprüngliche Berechnung ihrer Kapitallücke gesehen habe. Mindestens die Hälfte der Banken habe sich gegen die Ergebnisse gewehrt und die Fed am Ende in einigen Fällen nachgegeben, in anderen nicht.

Dem Blatt zufolge sind Verhandlungen zwischen Banken und Behörden üblich. Den Vorständen bliebe immer die Möglichkeit, vor Veröffentlichung der Ergebnisse einer Aufsichtsbehörde auf deren Schlussfolgerungen Einfluss zu nehmen.

© dpa/AFP/vw/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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