Bahnstreik abgewendet:"Das war höchste Eisenbahn"

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Die Lokomotivführer streiken nicht: Die Bahn hat sich mit allen drei Gewerkschaften verständigt und eine Einigung über das künftige Tarifwerk erzielt.

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee hat sich erleichtert über den Durchbruch bei den Verhandlungen zwischen der Bahn und den Gewerkschaften gezeigt.

Der Rangierbahnhof Hannover. (Foto: Foto: AP)

Tiefensee sagte am Sonntagabend in Berlin, die kurz zuvor erfolgte Absage des unbefristeten flächendeckenden Streiks sei "allerhöchste Eisenbahn" gewesen. "Die Bahnkunden können endlich aufatmen." Die zurückliegenden Verhandlungen seien extrem schwierig gewesen. Die Positionen hätten sehr weit auseinandergelegen.

Am Sonntagnachmittag war der seit knapp einem Jahr dauernde Tarifstreit zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und der Bahn beigelegt worden.

Lösung für Zusammenarbeit der Gewerkschaften

"Wir werden mit der GDL einen Lokomotivführer-Tarifvertrag abschließen", kündigte Bahn-Chef Hartmut Mehdorn sichtlich erleichtert nach den mehrstündigen Verhandlungen in Berlin an.

Die anderen Bahn-Gewerkschaften Transnet und GDBA akzeptierten diesen Tarifvertrag. Auch GDL-Chef Manfred Schell erklärte: "Wir sind der festen Überzeugung, dass dieser Tarifvertrag eine gute Grundlage ist für die Zukunft."

Übereinstimmend erklärten beide, es sei eine Lösung für die lange strittige Zusammenarbeit aller Gewerkschaften im Konzern gefunden worden.

Bereits Ende Januar hatten sich Bahn und GDL auf eine Einmalzahlung von 800 Euro geeinigt. Ab dem 1. März 2008 soll es für die Lokführer acht Prozent mehr Lohn geben. Weitere drei Prozent Aufschlag sind ab dem 1. September vorgesehen. Am 1. Februar 2009 soll die wöchentliche Arbeitszeit für das Fahrpersonal schließlich um eine auf 40 Stunden gekürzt werden. Die Laufzeit des Tarifvertrages beginnt rückwirkend zum 1. Juli 2007 und soll am 31. Januar 2009 enden.

Behinderungen trotz Streikabsage

In dem Streit zwischen Bahn und GDL ging es zuletzt um einen Vertrag zur Zusammenarbeit zwischen den Gewerkschaften. Die Lokführergewerkschaft hatte sich dagegen gewehrt, weil sie ihre Eigenständigkeit bedroht sah. Umgekehrt fürchtete die Bahn um die tarifliche Einheit des Konzern. Transnet und GDBA hatten mehrfach gedroht, Nachforderungen zu stellen, sollten die Kollegen von der GDL deutlich besser gestellt werden.

"Es ist ein gutes Ergebnis für unsere Kunden", sagte Mehdorn. Mit dem Ergebnis werde es für die nächsten Jahre Ruhe geben. Es seien die Grundlagen dafür geschaffen worden, "dass wir langfristig wieder ein Miteinander bei der Bahn haben".

Schell betonte, die Eigenständigkeit seiner Gewerkschaft bleibe erhalten. Man müsse nun nicht mehr streiken. Er ergänzte: "Und ich denke mir, dass in geraumer Zeit es auch nicht mehr notwendig sein wird." Nach seinen Worten wurde neben dem Entgelttarifvertrag auch ein Grundlagentarifvertrag unterzeichnet.

Bahnreisende müssen sich trotz des abgesagten Streiks am Montag auf Behinderungen einstellen, da die Bahn am Sonntag wenige Stunden vor dem ursprünglich für Mitternacht geplanten Streikbeginn den Ersatzfahrplan nicht mehr rückgängig machen konnte.

Allerdings will die Bahn die bereits aufgestellten Notfahrpläne nach Möglichkeit doch noch außer Kraft zu setzen.

Vor der Einigung hatte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt vor enormen Schäden durch unbefristete Streiks gewarnt. Der Bild am Sonntag sagte er, die Versorgung von Unternehmen mit Rohstoffen leide schon nach ein oder zwei Tagen Bahnstreik gewaltig, schnell könne es daher zu Ausfällen in der Produktion kommen.

Dies führe zu schwerwiegenden Folgen für Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Auch Wirtschaftsminister Michael Glos hatte vor Gefahren für Arbeitsplätze durch die Streiks gewarnt.

© sueddeutsche.de/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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