Bahn macht Druck:Streikende sollen zu Notdienst gezwungen werden

Die Bahn versucht, streikende Lokführer zu Notdiensten zu zwingen - wer sich verweigert, wird mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen "bis hin zu fristlosen Kündigungen" bedroht. Die GDL ist empört und will noch am Morgen eine einstweilige Verfügung erwirken.

Die Gewerkschaft GDL hat der Bahn vorgeworfen die streikenden Lokführer mit rechtswidrigen Mitteln zur Beendigung ihres Ausstands zu bewegen. Seit Freitag 4.30 Uhr habe die Bahn bundesweit durch verstärkten Einsatz von Führungskräften begonnen, die Streikenden mit fingierten Notdienstausweisen unter Druck zu setzen, erklärte die Gewerkschaft am Freitagmorgen.

Lokführern, die sich dennoch weigerten zu fahren, sei mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen "bis hin zu fristlosen Kündigungen" gedroht worden.

"Für uns ist es unerträglich, mit welchen unlauteren Mitteln der Arbeitgeber versucht, den rechtmäßigen Arbeitskampf zu unterlaufen", erklärte der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, in Frankfurt.

"Fälschliche Behauptung"

Die Bahn behaupte fälschlich, dass es Verhandlungen über eine Notdienstvereinbarung mit der GDL gegeben hätte und diese gescheitert wären.

"Im Vorfeld des Streiks haben wir dem Arbeitgeber eine Notdienstvereinbarung übersandt und ihn zu Verhandlungen hierüber aufgefordert", erklärte Weselsky. Darauf habe es aber keine Reaktion gegeben.

Die GDL kündigte an, die Streikenden würden mit einer eidesstattlichen Versicherung das "rechtswidrige Vorgehen des Arbeitgebers" dokumentieren.

Die schriftlich dokumentierten Fälle wollte die Gewerkschaft in das am Morgen (8.30 Uhr) beginnende einstweilige Verfügungsverfahren vor dem Arbeitsgericht in Berlin einbringen.

Schwere Behinderungen

Der um zwei Uhr morgens begonnene bundesweite Streik der Lokführer führte im morgendlichen Berufsverkehr bereits zu schweren Behinderungen, nach Bahn-Angaben fielen in manchen Regionen bis zu 50 Prozent der Nahverkehrszüge aus.

Wegen der kurzfristigen Ankündigung des Streiks war es dem Unternehmen zufolge nicht möglich, Ersatzfahrpläne aufzustellen.

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