Bahn-Ausbau:Wow-Effekt im Zug

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Der Verkehrsminister will die Bahn schneller und pünktlicher machen. Und irgendwann soll sich beim Bahnfahren dann ein Wow-Effekt einstellen. Die Wermutstropfen: Das wird noch ziemlich lange dauern und sehr viel Geld kosten.

Von Max Ferstl, Berlin

Wow! Es ist ein großes Versprechen, das Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) da abgegeben hat: Wer in Zukunft Bahn fährt, soll nicht nur schneller, pünktlicher und flexibler sein als zurzeit. Auch ein "Wow-Effekt" soll sich unterwegs einstellen. Weil Scheuer nicht lacht in dem Video, in dem er all diese verlockenden Ankündigungen macht, wird er es wohl ernst meinen. Bisher kennen Reisende der Bahn vor allem eine Art "Oh-Mann"-Effekt. Dieser setzt immer dann ein, wenn der Zug ausfällt oder länger braucht als geplant. Also ziemlich häufig.

Damit das künftig nicht mehr vorkommt, hat Scheuer am Dienstag angekündigt, zahlreiche Strecken auszubauen, zu erweitern oder zu erneuern. Insgesamt 29 Projekte sind geplant, die Kosten dafür gehen in die Milliarden. Scheuer spricht von einem "Riesenschritt". Betroffen sind unter anderem die Knotenpunkte in Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Mannheim und München. Diese Knoten seien oft involviert, wenn ein Zug derzeit Verspätung habe.

Kritiker halten die geplanten Investitionen für zu gering

Wie das Schienennetz ausgebaut wird, regelt der Bundesverkehrswegeplan. Die aktuelle Version hatte noch 2016 Scheuers Vorgänger Alexander Dobrindt (CSU) verabschiedet. Mehr als 270 Milliarden Euro sollen demnach bis zum Jahr 2030 in Straßen, Schienen und Wasserwege investiert werden. 40 Prozent des Geldes waren für Bahnprojekte reserviert. Doch schon damals gab es Stimmen, dass der Plan nicht weit genug gehe, dass die geplanten Investitionen viel zu gering seien. Zu lange habe man das deutsche Schienennetz vernachlässigt, behauptete zum Beispiel das "Netzwerk Europäischer Eisenbahnen". Und die Kritiker schienen recht zu behalten. Jedenfalls fielen im vergangenen Jahr mehr Züge aus als im Vorjahr.

Der Verkehrswegeplan, der nun ein Up-date erhält, unterscheidet Maßnahmen in unterschiedliche Kategorien, je nach Dringlichkeit. In den vergangenen Monaten hat das Ministerium 44 Projekte, die bisher nicht die höchste Stufe hatten, untersuchen lassen. Am Dienstag wurden 29 von ihnen befördert.

Zum Beispiel die Marschbahn auf Sylt. Die Strecke soll zweigleisig ausgebaut werden, was den Zugverkehr zwischen Hamburg und der Insel erheblich verbessern würde. Sylt bekomme endlich die Anbindung, welche die Insel verdiene, freuten sich die Sylter Pendlerinitiative und die örtlichen Unternehmen. Von Stralsund nach Berlin wird man irgendwann nicht mehr über drei Stunden brauchen wie bisher, sondern 35 Minuten weniger. Dafür soll die Strecke für Geschwindigkeiten bis zu 160 Kilometer pro Stunde ausgebaut werden. Und in Bayern könnten zum Beispiel die Strecken Nürnberg-Schwandorf, Schwandorf-Regensburg und Schwandorf-Furth im Wald komplett elektrifiziert werden, für 706 Millionen Euro.

Es sind viele kleinteilige Projekte, die jeweils nicht nach einem großen "Wow" klingen. Doch in Summe hofft Scheuer auf eine große Verbesserung. Allerdings, auch das gehöre zur Wahrheit, Planung und Bau werden Zeit brauchen. Die Bahnreisenden werden also noch eine Weile warten müssen, bis sie schneller, pünktlicher und flexibler unterwegs sind und den "Wow- Effekt" spüren. Damit immerhin kennen sich die meisten aus.

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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