Backwaren:Kamps muss weitersparen

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Die Sanierung von Europas umsatzstärkstem Backwaren-Konzern zieht sich hin. Bis 2007 gibt der Mutter-Konzern Barilla dem neuen Kamps-Management Zeit, das Unternehmen profitabel zu machen.

Von Michael Kläsgen

Kamps kündigte am Dienstag an, 2005 und 2006 sechs Werke in Deutschland zu schließen.

Die Bäckerei-Kette Kamps will unrentable Back-Shops schließen - aber immerhin auch 50 neue Läden eröffnen. (Foto: Foto: ddp)

Zwei davon und ein weiteres im niederländischen Utrecht wurden bereits geschlossen. In Deutschland sind etwa 600 Arbeitsplätze betroffen.

Eingespart werden sollen dieses Jahr 37 Millionen Euro. Dafür soll im kommenden Jahr in Lüdersdorf (Mecklenburg-Vorpommern) für 90 Millionen Euro ein hochgradig automatisiertes Werk mit 150 bis 300 Mitarbeitern entstehen.

Extrem verschachtelte Konzernstruktur

Die ehemals börsennotierte Kamps AG (Golden Toast, Lieken Urkorn) hatte sich während des Börsenbooms durch Aufkäufe zum Groß-Bäcker entwickelt und wurde vor drei Jahren selber von Barilla aufgekauft.

Die Marktmacht von Discountern in Deutschland, mäßig wachsender Konsum, eine unrentable Produkt-Palette und eine durch die Aufkäufe extrem verschachtelte Konzernstruktur veranlassten Barilla, Kamps völlig neu zu organisieren.

Ein Managementteam wurde voriges Jahr ausgewechselt, weil es die Sanierung nicht schnell genug vorantrieb. An der Spitze stehen seither der Grieche Nicos Sophocleous, der von Barilla kommt, und der Italiener Massimo Ambanelli, die das Erfolgsrezept des Nudel-Konzerns auf Kamps übertragen wollen.

Sparprogramm wirkt noch nicht

Das heißt: "Kamps soll der Lieferant mit den niedrigsten Kosten und der besten Qualität werden", wie der Vorstandsvorsitzende Sophocleous sagt. Dazu soll vor allem die Produktionskette gestrafft werden. Allein im Einkauf will Kamps 2006 etwa 20 Millionen Euro sparen.

Im vergangenen Jahr zeigte das Sparprogramm noch keine Wirkung. Kamps schrieb abermals tiefrote Zahlen. Der Verlust belief sich auf 75 Millionen Euro nach 33 Millionen Euro 2003. Der Umsatz ging leicht auf gut 1,4 Milliarden Euro zurück. Das Betriebsergebnis verringerte sich auf 102 (Vorjahr: 127) Millionen Euro.

Neuer Look für Back-Shops

Die hohe Verschuldung will Kamps durch die Ablösung zweier Anleihen über 240 Millionen und 300 Millionen Euro im September 2005 und im Jahr 2009 reduzieren.

Die Zahl der Verkaufsstellen sank durch die Schließung unrentabler "Shops" auf 981. Weitere Schließungen sind geplant, während 50 Shops mit einem "neuen Look" eröffnet werden sollen.

Um die Qualität der Ware zu verbessern, sollen 26 Marktforscher die Zutaten regelmäßig überprüfen und die Konsumenten befragen.

© SZ vom 20.4.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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