Aventis-Übernahmeschlacht:Die Verteidigung steht - zumindest auf Papier

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Aventis hat seine Strategie zur Abwehr der feindlichen Übernahme durch Sanofi zu Papier gebracht und von der französischen Börsenaufsicht abgenickt bekommen. Währenddessen verdichten sich die Spekulationen über einen "Weißen Ritter" in Gestalt von Novartis.

Für den Fall einer feindlichen Übernahme durch seinen Konkurrenten Sanofi-Synthélabo erwartet der Pharmakonzern Aventis Stellenstreichungen in großem Umfang.

Aventis-Mitarbeiter demonstrieren in Frankfurt am Main gegen die Pläne einer feindlichen Übernahme durch Sanofi. (Foto: Foto: dpa)

"Um die versprochenen Einsparungen zu erzielen, müsste Sanofi in Frankreich und Deutschland massiv Stellen abbauen", erklärte das deutsch-französische Unternehmen am Freitag in einem Katalog von fünf Gründen zur Ablehnung der Offerte.

Die französische Börsenaufsicht AMF genehmigt, die Strategie, die der Konzern in einer schriftlichen Darstellung von über hundert Seiten begründete. Darin hieß es, dass das Kaufangebot auch für die Aventis-Aktionäre "erhebliche Risiken" berge. Zur Begründung wurde unter anderem auch auf den Patentschutz-Streit um den Blockbuster Plavix verwiesen, der den Wert Sanofis schlagartig verringern könne.

"Aventis empfiehlt seinen Aktionären, keine Aktien umzutauschen", heißt es in der Erklärung. Das Straßburger Unternehmen will verhindern, dass die Anteilseigner dem feindlichen Übernahmeangebot nachgeben, um das seit Ende Januar gerungen wird.

Pariser Berufungsgericht eingeschaltet

Aventis schaltete dazu auch ein Pariser Berufungsgericht ein. Dadurch verlängerte sich die Frist für das Übernahmeangebot inzwischen bis Anfang Juni.

In den Pariser Wirtschafsblättern wurde am Freitag verstärkt über eine mögliche Einmischung des Schweizer Pharmakonzerns Novartis in den Übernahmekampf berichtet.

"Novartis ist für Aventis die bessere Wahl", sagte ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter der Aventis-Konzernleitung nach einem Bericht der Tageszeitung Les Echos. Mit Novartis gebe es größere Synergie-Effekte. Außerdem müsse das Schweizer Unternehmen nicht um einen Patentschutz-Streit mit weit reichenden Auswirkungen fürchten, wie das bei Sanofi mit Plavix der Fall sei.

Novartis-Chef Daniel Vasella hatte am Donnerstag Interesse sowohl an Aventis als auch an Sanofi bekundet, zugleich aber ein eigenes feindliches Übernahmeangebot ausgeschlossen.

Entscheidung in New York

Sanofi erzielte mit Plavix allein im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,325 Milliarden Euro. Die New Yorker Richterin Sidney Stein wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte entscheiden, ob zwei US-Unternehmen preisgünstige Ersatzmittel vermarkten dürfen.

Aventis erklärte unter Hinweis auf die Probleme mit Plavix und zwei weiteren Präparaten, Sanofi-Aktien seien "eine riskante Tauschwährung".

Aventis - entstanden aus der deutschen Hoechst AG und Rhône-Poulenc - hat rund 69.000 Beschäftigte, davon 9000 in Deutschland. Sanofi will Aventis für knapp 48 Milliarden Euro in bar und eigenen Aktien übernehmen.

"Lächerlich"

Die Aventis-Führung hatte das Ende Januar vorgelegte Angebot schon kurz darauf als "lächerlich" zurückgewiesen. Deutsche Gewerkschaftsvertreter hatten schon vor Wochen auf die Gefahr von Entlassungen hingewiesen.

Sanofi-Chef Jean-François Dehecq hatte darauf erklärt, "Berichte über Entlassungen in Deutschland in großem Stil sind einfach nicht wahr und auch nicht logisch". Dehecq verwies auf Erfahrungen mit früheren Übernahmen, bei denen Sanofi vor allem mit Vorruhestandsregelungen Stellen einsparte.

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