Automobilclub:Der ADAC wird teurer

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(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Die Beiträge steigen voraussichtlich von April 2020 an - künftig soll es sogar "Premium"-Mitglieder geben.

Von Uwe Ritzer, München

Ein gutes Klima kann auch bei Beratungen nicht schaden, dachte sich wohl ADAC-Präsident August Markl und rief die Delegierten des Automobilklubs zur Abstimmung darüber auf, ob "es ein beneidenswerter Job ist, Trainer beim FC Bayern München zu sein". Allein die Frage sorgte für Spaß im Saal; der Vorgang selbst diente lediglich dazu, die technische Funktionsfähigkeit der elektronischen Abstimmungsgeräte bei der außerordentlichen Hauptversammlung zu überprüfen, zu welcher der ADAC am Donnerstag in seine Zentrale nach München eingeladen hatte.

Dort herrschte auch den Rest des Tages eine beim ADAC keineswegs selbstverständliche Harmonie. Sie hielt auch an, als es darum ging, neben Natur- und Umwelt- auch den Klimaschutz als Ziel in der ADAC-Satzung ausdrücklich festzuschreiben. Bei der regulären Hauptversammlung im Mai am Nürburgring hatten noch etwa ein Drittel der Delegierten ihren Unmut über Markl durch ihr Abstimmungsverhalten ausgedrückt und beispielsweise gegen die Entlastung des Präsidiums votiert.

Dieses Mal ging es ohne Schrammen ab für den Präsidenten, was für die 21,1 Millionen ADAC-Mitglieder zur Folge hat, dass sie voraussichtlich von 1. April 2020 an höhere Beiträge bezahlen müssen. 96,2 Prozent Zustimmung erhielt bei der außerordentlichen Hauptversammlung das neue Beitragssystem für die Mitglieder, im Zuge dessen bestehende Tarife teurer werden. Die Basis-Mitgliedschaft kostet künftig 54 statt 49 Euro im Jahr, die sogenannte "Plus"-Mitgliedschaft, die für knapp drei Viertel aller ADAC-Mitglieder gilt, wird um zehn Euro teurer und kostet künftig 94 Euro. Neu ist eine "Premium"-Mitgliedschaft für 139 Euro, von der man beim ADAC erwartet, dass 2025 etwa eine Million Mitglieder sie haben werden.

Etwa 600 Millionen Euro jährlich nimmt der größte Automobilklub Europas an Mitgliedsbeiträgen aktuell ein. Doch das reicht nicht, um kostendeckend zu wirtschaften und vor allem das gelbe Pannenhilfenetz und die Versicherungssteuer zu finanzieren, die der ADAC seit einigen Jahren erst bezahlen muss.

25 Millionen Euro Miese schlugen 2018 zu Buche, für das laufende Jahr wird mit einem Defizit in ähnlicher Höhe gerechnet. Für 2020 erwartet der ADAC ein ausgeglichenes Ergebnis. Um das zu schaffen, wird unter anderem die Mitgliederzeitschrift Motorwelt von zehn auf vier Ausgaben jährlich reduziert. Auch beim Vertrieb des Heftes wird gespart, allein 50 Millionen Euro an Portokosten.

Unerwartet hohe Zustimmung fand bei der Münchner Hauptversammlung auch die neue Satzung, an der intern mehrere Jahre gearbeitet habe. Markl sprach von einer "nicht nur sprachlichen, sondern auch inhaltlichen Modernisierung". Mit einer marginalen Änderung stimmten am Ende 230 Delegierte dafür und neun dagegen.

Mit der Aufnahme von Klimaschutz als Ziel wolle der ADAC " explizit ausdrücken, dass uns dieses Thema wirklich wichtig ist", sagte Markl. Außerdem sollen mit der neuen Satzung Interessenkollisionen bei Funktionären ausgeschlossen werden, sagte Generalsyndikus Christian Reinicke.

Die Delegierten befürworteten sowohl die neuen Mitgliedsbeiträge, als auch die neue Satzung ohne öffentliche Debatten und fast einstimmig. Für ADAC-Präsident Markl ist das ein Erfolg, erstmals seit längerem trat bei einer wichtigen Entscheidung keine Opposition gegen ihn auf. Ruhe konnte er auch in einer anderen, brisanten Thema vermelden: Die in der 116-jährigen ADAC-Geschichte beispiellose Klage von fünf Regionalclubs gegen die eigene Organisation ist vom Tisch. Der am Landgericht München anhängige Streit um die Höhe der Beteiligung der Regionalklubs an der Versicherungssteuer ist beigelegt. Wie, darüber vereinbarten alle Beteiligten Stillschweigen.

So herrschte am Donnerstag nur bei der Trainerfrage Uneinigkeit. Nur 38,1 Prozent Prozent fanden es beneidenswert sei, den FC Bayern zu coachen.

© SZ vom 15.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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