Automobilbau:Für Opel gibt es keine Zukunft

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Das Drama hat kein Ende: Nicht der Staat, nur neue Investoren könnten den Autokonzern retten - doch die sind nicht in Sicht. Der sogenannte Zukunftsplan erweist sich als Mogelpackung.

Michael Kuntz

Der Plan heißt zwar Zukunftsplan, doch in Wahrheit zementiert er die Vergangenheit. Der ums Überleben kämpfende amerikanische Autokonzern General Motors (GM) erklärt sich bereit, die Mehrheit an seiner deutschen Tochter Opel abzugeben. Das klingt großzügiger, als es ist. Denn was ist dieser Anteil an einem derzeit Verluste machenden Unternehmen eigentlich noch wert? Sind es tatsächlich jene 3,3 Milliarden Euro, die GM als staatliche Hilfen fordert?

Die Neuordnung bei Opel geht nicht ohne Einschnitte: Die neue Einheit muss "Überkapazitäten abbauen" (Foto: Foto: Reuters)

Der Kern der Botschaft aber heißt: GM will mindestens 25 Prozent des Kapitals an Opel behalten - und damit das Sagen. Das aber kann wohl kaum sein. Der sogenannte Zukunftsplan erweist sich als Mogelpackung: Der Staat soll ins Risiko und gleichzeitig auf das bisherige Management vertrauen, das den lange Zeit weltgrößten Autohersteller an die Wand gefahren hat.

Rigider Sparkurs

Der Finanzmann Rick Wagoner betrieb als Konzernchef von GM einen rigiden Sparkurs. Der bedeutete: sparen, bis nichts mehr bleibt. Wagoner ist gescheitert. Diese Erkenntnis ist bitter, jedenfalls für die 25.000 Mitarbeiter bei Opel in Deutschland. Viele werden ihre Arbeitsplätze verlieren, sich weggeworfen fühlen wie ausgepresste Zitronen. Dieser Vergleich von Außenminister Frank-Walter Steinmeier bei der Demonstration im Opel-Stammwerk Rüsselsheim trifft den Kern.

Bei allen vollmundigen Erklärungen in Rüsselsheim und Berlin: Die dramatische Entwicklung bei Opel ist den Beteiligten längst entglitten. Die Manager von GM in Europa sanierten zwar früher als die GM-Bosse in Amerika. Doch die Geschichte von der erfolgreichen Renaissance der biederen und lange für schlechte Qualität berühmten Marke Opel ist zu schön, um wahr zu sein. Die Autos sind heute technisch besser als ihr Ruf, doch sie sind zu wenig attraktiv. Die Verkaufszahlen halbierten sich. GM in Europa machte 2,6 Milliarden Euro Verlust.

Die Autos der Marke Opel wird man also künftig nicht unbedingt vermissen. Für die anderen Autokonzerne und deren Beschäftigte wäre es sogar nicht schlecht, einen Konkurrenten weniger zu haben, denn weltweit gibt es etliche Autofabriken zu viel. Vermissen aber würde man die 25000 Arbeitsplätze in Deutschland. Im Kampf um sie überbieten sich nun Politiker aller Parteien.

Abwegiges Vorgehen

Doch selbst der Einfluss von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ist hier begrenzt - bei aller Eloquenz. Letztlich können Hilfen des Staates in Form von Bürgschaften und Krediten nur vorübergehend wirken. Der Staat könnte natürlich dafür sorgen. dass Opel weiter Autos baut. Der Staat kann aber seine Bürger nicht dazu zwingen, Autos von Opel zu kaufen. Daran würde der Einstieg von Bund oder Ländern als Aktionäre bei "Opel neu" nichts ändern. Es wäre marktwirtschaftlich betrachtet ein abwegiges Vorgehen.

Immerhin hat Guttenberg schon die Chuzpe kritisiert, mit der die Manager den Autokonzern erst demolierten und nun versuchen, den Regierungen von gleich mehreren Staaten Milliarden-Hilfen abzupressen. Und dabei die Arbeitsplätze als Druckmittel einsetzen.

Kurzfristig gilt: Guttenberg hat die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder nimmt er die volkswirtschaftlich unausweichliche Pleite von Opel in Kauf und bürdet den Sozialsystemen die Kosten für die dann arbeitslosen Opel-Mitarbeiter auf. Oder er riskiert Steuergelder, verlängert damit das Leben von Opel und versenkt unter Umständen Milliarden Euro im Detroit-River.

Mittelfristig geht es bei Opel überhaupt nicht um Staatshilfen. Da braucht die GM-Tochter nicht die marode amerikanische Mutter als Ausplünderer, sondern Banken oder Unternehmer als Investoren, die an eine Zukunft von Opel glauben.

Und Opel braucht genügend Menschen, die seine Autos kaufen. Solange es beides nicht gibt, kann die Entscheidung nur lauten: keine Steuergelder für Opel.

© SZ vom 28.02.2009/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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