Auto-Industrie:Auch in Südafrika droht Streik

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Am Kap geht es aber nicht um den Abbau oder die Verlagerung von Stellen, sondern um Lohnverhandlungen. Gewerkschaften "erklären Autoherstellern den Krieg".

Von Susanne Bittorf

"Wir erklären den Autoherstellern den Krieg", lautet die Schlagzeile einer Pressemitteilung der südafrikanischen Metallarbeitergewerkschaft Numsa.

Die von den Arbeitgebern angebotene Lohnerhöhung um 6,5 Prozent ist der Gewerkschaft zu wenig. Sie besteht auf einem Zuschlag von neun Prozent und sozialen Verbesserungen bei Urlaub und Gesundheits-vorsorge.

Die Automobilbranche boomt. Bei niedrigen Zinsen und einer starken Währung erwarten die Hersteller in diesem Jahr nicht nur einen erheblichen Zuwachs der Inlandsnachfrage in Südafrika.

Volkswagen, BMW und DaimlerChrysler

Auch die Exportaufträge steigen von Jahr zu Jahr. Davon profitieren auch die deutschen Autokonzerne. Volkswagen, BMW und DaimlerChrysler produzierten schon zu Apartheid-Zeiten in Südafrika und wurden deshalb heftig kritisiert.

Der amerikanische Anwalt Michael Hausfeld hat sie auf eine Liste der Unternehmen gesetzt, denen wegen Unterstützung des rassistischen weißen Regimes eine Klage in den USA droht.

Seit dem Ende der Apartheid profitieren die deutschen Automobil-konzerne dennoch von ihrer langjährigen Präsenz und den Standortvorteilen an der Südspitze Afrikas.

Südafrika hat seine Märkte geöffnet, und die neue schwarze Regierung beschleunigt mit einem umfangreichen Entwicklungsprogramm den Ausbau der Produktionskapazitäten.

Früher lebte Südafrikas Wirtschaft vom Export seiner Bodenschätze wie Gold und Diamanten, heute hat die Automobilindustrie den Bergbau als Exportschlager überholt.

Mit einer Produktion von jährlich 450.000 Fahrzeugen trägt die Branche 6,4 Prozent zum Bruttosozialprodukt bei und beschäftigt 115.000 Menschen. 127.000 Fahrzeuge wurden im vorigen Jahr exportiert, Tendenz steigend.

VW und Toyota als größte Hersteller

So erhielt Volkswagen, neben Toyota der größte Autohersteller in Südafrika, den Zuschlag für die Produktion von jährlich 30.000 rechts-gelenkten Fahrzeugen des Golf V, der in den asiatisch-pazifischen Raum exportiert werden soll.

Nach Angaben des VW-Sprechers kam in den vergangenen Wochen ein neuer Auftrag, Motoren für Lieferwagen im Wert von 1,6 Milliarden Euro zu produzieren.

Zuwachsraten gibt es auch bei BMW, deren Produktionsstätte in Südafrika als eine der Vorbildlichsten im Konzern ausgezeichnet wurde. Das Werk produziert am Kap über 50.000 Fahrzeuge der 3er-Serie, vor allem für Japan und die USA.

Neue Arbeitsplätze

Auch DaimlerChrysler baut seine Märkte aus. In East London an der Ostküste Südafrikas fertigt der Automobilhersteller die C-Klasse für den rechtsgelenkten Markt.

Seit 2003 hofft die Werksleitung auf die neue C-Klasse, mit der 300 neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Sollte die Konzern-spitze in Deutschland ihre Drohung wahr machen und 300 Arbeitsplätze aus Sindelfingen nach Südafrika verlegen, dann würden wohl erstmals auch linksgesteuerte C-Klasse-Modelle am Kap produziert.

Die Wettbewerbsvorteile liegen schon jetzt auf der Hand: selbst wenn die neuen Lohnforderungen durchkämen, liegen die Löhne in Südafrikas Automobilindustrie mit durchschnittlich 850 Euro um einiges niedriger als am Produktionsstandort Deutschland.

© SZ vom 16. Juli 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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