Ausverkauf:Bahn stößt auch Ameropa ab

Lesezeit: 2 min

Nach dem Verkauf der Mitropa AG will die Deutsche Bahn auch die Reisegesellschaft Ameropa und zwei Busunternehmen abgeben. Das frische Geld wird im Fernverkehr dringend benötigt.

Von Klaus Ott

Die Deutsche Bahn (DB) vollzieht einen Kurswechsel im Fernverkehr. Nach dem hohen Verlust im vergangenen Jahr will sich das Staatsunternehmen künftig ganz darauf konzentrieren, mit dem InterCityExpress (ICE) sowie den InterCitys (IC) und EuroCitys (EC) wieder Gewinne einzufahren.

Abfertigung eines ICE: Die Bahn konzentriert sich seit Neuestem auf das Kerngeschäft. (Foto: Foto: AP)

Dafür trennt sich der Konzernbereich Fernverkehr von traditionsreichen Tochterfirmen wie Mitropa und Ameropa, die nicht mehr zum Kerngeschäft Zugverkehr gehören.

Der Verkauf der Gastronomie-Gesellschaft Mitropa AG für 39 Millionen Euro scheint so gut wie perfekt. Die Zustimmung des Aufsichtsrates und des Bundeskartellamtes für die Übernahme durch die britische Compass Group gilt als sicher. Beschlossen ist laut DB auch der Verkauf der Touristikgesellschaft Ameropa sowie der Busunternehmen Deutsche Touring und Bayern Express.

Erlebnisfahrten

Die 1951 gegründete Ameropa, die damals Reisen aus Amerika nach Europa vermittelte (vor allem für Angehörige der in Deutschland stationierten amerikanischen Soldaten), hat sich auf Urlaubsangebote in Deutschland und den Nachbarstaaten und auf Erlebnisfahrten mit der Bahn in alle Welt spezialisiert.

Die Deutsche Touring ist drei Jahre älter und betreibt Buslinien nach Süd- und Osteuropa. Die Firma Bayern Express & P. Kühn Berlin GmbH unterhält zwei Dutzend eigene Reisebüros in Berlin und bietet Sightseeing-Touren, Bus- und Städtereisen sowie Tagesfahrten.

Die drei Unternehmen setzen zusammen knapp 190 Millionen Euro um und sollen noch 2004 abgegeben werden. Defekte Drehgestelle

Die DB will nach Angaben eines Sprecher die Verkaufserlöse "wieder in das Kerngeschäft der Bahn investieren". Wegen der flauen Konjunktur, der Konkurrenz durch Billigflieger und dem Ärger über die fehlgeschlagene Tarifreform musste die Bahn bei ihren Fernzügen im vergangenen Jahr hohe Umsatzeinbußen und Verluste hinnehmen.

Finanzielle Lage trist

Seit der Korrektur des Preissystems steigt zwar die Kundenzahl wieder, die finanzielle Lage ist aber noch trist. Bei den Investitionen wird notgedrungen gekürzt, zuletzt verschob der Vorstand den Kauf neuer Wagen im Wert von rund einer Milliarde Euro für 140 InterCity-Züge vorläufig auf die zweite Jahreshälfte.

Man habe erst 1.200 Wagen renoviert, die noch mindestens ein Jahrzehnt einsetzbar seien, erklärte die DB vor zwei Monaten. Deshalb gebe es keinen Zeitdruck. Inzwischen hat sich aber herausgestellt, dass fast 500 InterCity-Wagen umgebaut werden müssen, damit die Züge weiterhin sicher sind. Das kostet rund 20 Millionen Euro.

Bei diesen mehrere Jahrzehnte alten Fahrzeugen, es handelt sich um Großraumwagen für die zweite Klasse, gibt es Probleme mit den Rahmen für die Drehgestelle. Laut Bahn-Experten könnte es zu Rissen kommen. Die DB tauscht nach Angaben eines Sprechers nun alle Drehgestell-Rahmen aus, was drei bis vier Jahre dauern kann, und greift solange auf Reservewagen zurück. In dieser Zeit könne es passieren, dass "auch einmal ein anderer Wagentyp eingesetzt wird."

© SZ vom 03.03.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: