Ausstieg bei Lufthansa:Die Bahn will auch billig können

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Das Unternehmen verkauft sein Lufthansa-Aktienpaket. Die Einnahmen daraus sollen für den Aufbau einer Tochtergesellschaft verwendet werden, die als Antwort auf die Billig-Fluggesellschaften preiswerte Fahrkarten für Fernzüge anbietet.

Um die Konzernkasse etwas aufzufüllen, veräußert die Deutsche Bahn (DB) ihr Aktienpaket an der Lufthansa. Der Aufsichtsrat der DB stimmte dem Geschäft kürzlich zu.

Vorstands-Chef Hartmut Mehdorn teilte dem Kontrollgremium nach Angaben von Sitzungsteilnehmern außerdem mit, die Bahn wolle als Antwort auf die Billig-Fluggesellschaften eine neue Tochtergesellschaft gründen, die preiswerte Fahrkarten für Fernzüge anbiete.

Die Gewerkschaft Transnet verlangt vom Vorstand nähere Auskünfte über das Vorhaben, die Mitarbeiter einer solchen Gesellschaft unter Tarif zu bezahlen.

Widerstand von Transnet

Das Staatsunternehmen DB besitzt derzeit noch etwa 1,5 Millionen vinkulierte Namensaktien der Deutschen Lufthansa. In den Büchern der Bahn sind diese Papiere mit gut sechs Millionen Euro bewertet.

Da die Aktien Anfang März an der Börse mehr als 20 Millionen Euro wert waren, hofft der Vorstand auf einen hohen Veräußerungsgewinn. Bereits beschlossen ist auch der Verkauf mehrerer Tochterfirmen, darunter die Gastronomie-Gesellschaft Mitropa des Reiseunternehmens Ameropa.

Im vergangenen Jahr machte die Bahn bei einem Umsatz von rund 28 Milliarden Euro nach den vorläufigen Geschäftszahlen 177 Millionen Euro Verlust, laut Plan sollte das Defizit nur 50 Millionen Euro betragen.

In einem Schreiben an den DB-Personenverkehrschef Karl-Friedrich Rausch verlangt Transnet-Vorstand Karl-Heinz Zimmermann nähere Informationen über geplante Dumping-Angebote im Fernverkehr.

Zimmermann beruft sich auf Äußerungen von Mehdorn bei der Aufsichtsratssitzung am 12. März dieses Jahres. Mehdorn habe mitgeteilt, die Bahn erwäge "als Reaktion auf die Billig-Airlines" eine Tochterfirma mit niedrigeren Gehältern und flexibleren Arbeitszeiten zu gründen.

Der Konzern-Chef habe im Aufsichtsrat an die Gewerkschaften appelliert, "sich diesem Ansinnen nicht zu verschließen", um mit günstigen Tickets wieder wettbewerbsfähig werden zu können, schreibt Zimmermann.

Ein derartiger "Dumping-Wettbewerb" sei aber mit der Transnet nicht zu machen, erwidert der Gewerkschafts-Vorstand in seinem Brief an Rausch. Die DB wollte sich auf Anfrage weder zum Verkauf der Lufthansa-Aktien noch zu den Plänen für preiswerte Fernverkehrs-Tickets äußern.

© SZ vom 22.03.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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