Auslandsmesseprogramm:Gelungener Auftritt

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Der Messeverband Auma hilft Firmen bei der Präsentation im Ausland. Dies unterstützt auch die Exportwirtschaft.

Von Norbert Hofmann

Für deutsche Firmen ist die Beteiligung an Auslandsmessen trotz oder gerade wegen der Handelskonflikte oft unverzichtbar. Förderprogramme und Messeveranstalter unterstützen dabei mittelständische Betriebe.

Die US-Sanktionen gegen Iran zeigen drastische Wirkung. Um fast die Hälfte gegenüber dem Vorjahreszeitraum sind in den ersten sechs Monaten 2019 die Exporte deutscher Firmen in das Land geschrumpft. Kein Wunder ist es da, dass der Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (Auma) eine deutlich rückläufige Beteiligung an Messen in Iran registriert. Die Lage im Golfstaat ist allerdings ein Sonderfall. Zwar haben im Juni auch die deutschen Ausfuhren nach China (minus zwölf Prozent) und in die USA (minus sieben Prozent) empfindlich gelitten. Der Nachfrage nach Messebeteiligungen tut das aber noch keinen Abbruch. "Die persönliche Nähe, die eine Messe bieten kann, ist den Unternehmen gerade in diesen bedeutenden Exportmärkten nach wie vor wichtig", sagt Marco Spinger, Geschäftsbereichsleiter Globale Märkte beim Auma).

Der Messeauftritt ist für Aussteller insbesondere im Ausland mit Kosten und Zeitaufwand verbunden. Die Bundesregierung fördert ihn in Kooperation mit dem Auma durch ihr Auslandsmesseprogramm. Eine Evaluation des Programms durch die Beratungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers hebt auf Basis von Daten des Jahres 2016 einen beachtlichen Hebeleffekt hervor. Demnach sind aus je einer Million Euro Unterstützung aus dem Auslandsmesseprogramm rund 216 Millionen Euro zusätzlicher Umsatz in der deutschen Exportwirtschaft entstanden.

Die häufigste Unterstützungsform ist der Gemeinschaftsstand, an dem sich Firmen unter der Dachmarke "Made in Germany" präsentieren können. "Die Unternehmen schätzen vor allem die damit verbundene Werbewirksamkeit", sagt Spinger. Der Auma, der das Auslandsmesseprogramm an wichtigen Märkten als Mitveranstalter begleitet, informiert im Internet unter www.auma.de über die einzelnen Messen sowie organisatorisch wichtige Maßnahmen bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbearbeitung.

Unter www.german-pavilions.com erfahren Einkäufer und Besucher drei Monate vor der jeweiligen Messe, ob und mit welchen Unternehmen der German Pavilion vertreten sein wird. Interessenten können mit den Ausstellern somit schon im Vorfeld Termine vereinbaren oder auch noch im Nachhinein Verbindung aufnehmen. Sie erhalten zudem über den Internetauftritt - und künftig auch verstärkt über Social Media - Informationen zu den von den Ausstellern präsentierten Produkten. Gefördert werden vom Auslandsmesseprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) in diesem Jahr 259 German Pavilions in 50 Ländern und für 62 Branchen. Hinzu kommen 40 Pavillons, die vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung gefördert werden sowie mehr als 130 von den Bundesländern unterstützte Pavillons. Zusätzliche Förderungen des Bundes gibt es auch im Rahmen der "Exportinitiative Energie" für Auslandsmessen mit Umwelttechnologie-Schwerpunkten.

Wirtschaftsverbände machen Vorschläge, an welchen Orten sie sich eine Förderung wünschen

Für ihren Auftritt unter dem Dach des Gemeinschaftsstands können die Aussteller gegen Kostenbeteiligung die technische und organisatorische Unterstützung durch vom Bund beauftragte Firmen nutzen. Diese übernehmen auch die Installierung des schlüsselfertigen Stands und die Abwicklung der Flächenmiete. Zudem erhalten neue Unternehmen im German Pavilion vergünstigte Preise. "Insbesondere von der ersten bis zur vierten Messebeteiligung übernehmen die für die Förderung zuständigen Bundesministerien einen Teil der Gesamtkosten", erläutert Spinger.

Verbände der Wirtschaft machen dem Auma Vorschläge, wo sie sich die Förderung durch das Auslandsmesseprogramm wünschen. Das BMWi legt auf Basis dieser Nachfrage das jährliche Auslandsmesseprogramm fest. "Die Unternehmen wissen selbst am besten, wo sie ihre Märkte gegenwärtig und in der Zukunft sehen", betont Spinger. Man tausche sich auch aus, welche Messen für die jeweiligen Branchen die wichtigsten sind. 2020 werden dabei Südost- und Zentral-Asien mit einem starken Schwerpunkt auf China/Hongkong erneut die bedeutendsten Zielregionen sein.

In Shanghai wird im November 2020 auch wieder die Bauma China stattfinden, die 2002 als einer der internationalen Ableger der Bauma München gegründet wurde. Auf dieser Fachmesse für Hersteller von Bau-, Baustoff-, und Bergbaumaschinen sowie von Baufahrzeugen suchen auch deutsche Mittelständler den Zugang zum asiatischen Markt mit Schwerpunkt China. Größere Unternehmen wie etwa der Schrobenhausener Tiefbauspezialist Bauer gehen dort in der Regel mit eigenem Stand hin, kleinere nutzen den Gemeinschaftsstand des Bundes.

Beim Veranstalter Messe München steht das Team Auslandsmessen der Bauma-Projektleitung als Ansprechpartner zur Verfügung. Es gibt Empfehlungen zur Einbindung in das Rahmenprogramm und dazu, ob je nach geschäftlicher Präsenz in Fernost ein eigener Stand oder eher der Auftritt in einem Gemeinschaftsstand sinnvoller ist. "Wir informieren neue Aussteller außerdem über geeignete Marketingmaßnahmen vor, während und nach der Messe und stellen Kontakte auch zu Medienpartnern her", sagt Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München. Die deutschsprachigen Mitarbeiter des Teams helfen zudem, wenn es um technische Fragen beim Aufbau - wie etwa der Traglast des Bodens für die geplante Ausstellung einer Maschine - geht.

Die Messe München hat einige ihrer in der Isarmetropole etablierten Weltleitmessen in die Brics-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika exportiert. Vom 21. bis 23. April 2020 wird auch wieder die IE Expo China, ein Ableger der Münchner Ifat, stattfinden. Während der diesjährigen Ausstellung waren dort 97 deutsche Firmen vertreten. "Das Interesse an dieser Leitmesse für Umwelttechnologie im asiatischen Markt ist in den letzten Jahren explodiert", sagt Rummel.

Bei der Ifat geht es um Trinkwasserversorgung, Abwasserbehandlung, Recycling und Abfallentsorgung. Beim Ableger IE Expo kommt noch das für China so wichtige Thema der Luftreinhaltung hinzu. "Für deutsche Aussteller ist vor allem die internationale Qualität der Messe und das zentrale Messegelände in Shanghai interessant, in das wieder viele Besucher aus den asiatischen Ländern kommen werden", sagt Rummel. Für Firmen, die in China bereits Fuß gefasst haben, können auch die regionalen IE Expos in Chengdu und Guangzhou interessant sein. Denn der Einsatz von Umwelttechnologie ist in China stark von den kommunalen Strukturen geprägt.

© SZ vom 31.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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