Ausbildungstarif:325 bis 1580 Euro

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Auszubildende verdienen extrem unterschiedlich: Darauf weist die Hans-Böckler-Stiftung zum Auftakt des neuen Ausbildungsjahres hin. Von 2020 an soll es allerdings einen Mindestlohn für Berufsanfänger geben.

Von Henrike Roßbach, Berlin

Noch gut eine Woche, dann beginnt das neue Ausbildungsjahr. Viele junge Menschen starten am 1. August in das, was Ältere gerne mal den "Ernst des Lebens" nennen. Wie sehr selbiger allerdings durch den ersten Gehaltseingang auf dem eigenen Konto versüßt wird, unterscheidet sich je nach Ausbildungsberuf gewaltig. Darauf weist das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hin.

Das Institut hat die Ausbildungsvergütungen in 20 Tarifbranchen ausgewertet. Die Spannbreite reicht von 325 Euro im Friseurhandwerk in Brandenburg für Auszubildende im ersten Jahr bis zu 1580 Euro im westdeutschen Bauhauptgewerbe im vierten Ausbildungsjahr. Zur Gruppe mit den höchsten Ausbildungsvergütungen im ersten Lehrjahr, zwischen 900 und gut 1000 Euro, gehören unter anderem Banken und Versicherungen, der öffentliche Dienst, die chemische Industrie, die Druckindustrie und die Deutsche Bahn. Branchenspitzenreiter ist die Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg. Wer dort eine Lehre beginnt, verdient derzeit 1037 Euro im Monat.

Klein ist dagegen die Gruppe mit Ausbildungsvergütungen von weniger als 600 Euro. Das Bäcker- und das Friseurhandwerk gehören dazu, Floristen ebenfalls. Letztere verdienen im ersten Lehrjahr im Osten nur 400 Euro. Im Westen allerdings sind es 604 Euro, was die zum Teil großen regionalen Unterschiede zeigen. Im Kfz-Handwerk beispielsweise verdienen Azubis in Baden-Württemberg 819 Euro im ersten Jahr, in Thüringen dagegen nur 650 Euro.

Interessant ist der Blick auf die Gehaltsunterschiede für Lehrlinge auch deshalb, weil es hierzulande vom kommenden Jahr an eine Mindestausbildungsvergütung geben wird. Das hatten Union und SPD im Koalitionsvertrag vereinbart. Mitte Mai stimmte das Kabinett dann dem entsprechenden Entwurf von Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) zu. 2020 soll der Azubi-Mindestlohn bei 515 Euro im ersten Lehrjahr liegen; danach steigt er Jahr für Jahr schrittweise an, bis auf 620 Euro im Jahr 2023. Ausnahmen gibt es allerdings, wenn etwa ein Tarifvertrag eine niedrigere Entlohnung von Lehrlingen festlegt.

Während nur wenige Tarifverträge Azubi-Vergütungen unterhalb der künftigen Mindestvergütung vorsehen, dürften nach Einschätzung des WSI vor allem Azubis in nicht-tarifgebundenen Betrieben von der neuen Entgeltuntergrenze profitieren. Viele solcher Unternehmen bezahlten ihre Auszubildenden immer noch deutlich schlechter, sagt Thorsten Schulten vom WSI-Tarifarchiv. Nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung gibt es 326 anerkannte Ausbildungsberufe.

© SZ vom 27.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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