Aufkauf von Aktien:Piëch baut seine Macht bei VW aus

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Investoren aus dem weiteren Umfeld Ferdinand Piëchs kaufen nach Aussage von Beobachtern derzeit in großem Stil VW-Aktien auf. So wolle Piëch seine Position bei dem Autobauer stärken, heißt es.

Michael Kuntz

VW-Aufsichtsratsvorsitzender Ferdinand Piëch steht möglicherweise hinter den Investoren, die seit Mitte Oktober an den Börsen VW-Aktien aufkaufen. In dieser Zeit stieg der Kurs von 70 Euro auf zeitweise über 80 Euro, so hoch wie seit acht Jahren nicht.

Will seine Macht nun auch mit Aktien absichern: VW-Aufsichtsratsvorsitzender Ferdinand Piëch. (Foto: Foto: ddp)

Piëch ist über sein Familienunternehmen Porsche bereits heute mit 21,3 Prozent größter Aktionär bei Volkswagen. Die Aufstockung auf 29,9 Prozent ist im Gespräch und durch eine Option teilweise schon abgesichert.

Investoren aus dem "weiteren Umfeld Piëchs" würden derzeit fünf bis sieben Prozent der VW-Aktien aufkaufen, hieß es am Wochenende. Das Ziel sei die Mehrheit auf der traditionell schwach besuchten Hauptversammlung.

Eine aktienrechtlich erforderliche Meldung beim Überschreiten bestimmter Anteilsschwellen wird nun in den nächsten Tagen erwartet, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Süddeutschen Zeitung. Eine Unternehmenssprecherin lehnte am Sonntag einen Kommentar ab.

Piëch hatte mit der auf sein Betreiben hin vom Präsidium des Aufsichtsrates am vergangenen Dienstag beschlossenen Ablösung von VW-Chef Bernd Pischetsrieder durch den Audi-Spitzenmanager Martin Winterkorn deutlich gemacht, wer bei Europas größtem Autohersteller faktisch das Sagen hat.

Verzicht auf Chefposten nicht fix

Nun strebt der 69-jährige ehemalige Chef des VW-Vorstandes auch die aktienrechtliche Absicherung seiner Stellung an. Angeblich denkt er auch keineswegs mehr daran, bei der nächsten Hauptversammlung im Mai - wie angekündigt - auf eine Kandidatur für den Aufsichtsrat zu verzichten.

Nach dem Präsidium muss nun der gesamte Aufsichtsrat an diesem Freitag dem Wechsel von Pischetsrieder zu Winterkorn zustimmen. Der designierte VW-Chef will offenbar die Konzernstruktur ändern und die Automarken neu aufteilen. Es soll eine "Premiumgruppe" mit den Marken Audi, Bentley, Bugatti und Lamborghini geben und eine "Volumengruppe" mit Volkswagen, Seat und Skoda.

Dann würde die seit Jahren Verluste produzierende spanische Tochter Seat aus der Zuständigkeit von Audi in die der Markengruppe VW kommen. In einem zweiten Schritt werde die Arbeit im Vorstand neu verteilt. So solle es wieder einen Entwicklungschef im Konzern geben, um das Nebeneinander der Marken zu beenden.

Der Vorsitzende des VW-Betriebsrates, Bernd Osterloh, verteidigte Piëch gegen Vorwürfe, sich zu stark ins operative Geschäft einzumischen: "Er nimmt schlicht seine Aufgabe als Aufsichtsratsvorsitzender wahr. Und er ist ein absoluter Autofachmann. Von daher weiß er sehr gut, wovon er redet."

Osterloh hat keine Vorbehalte gegen weitere Zukäufe von VW-Aktien durch die Porsche-Gruppe. "Mir ist es deutlich lieber, wenn sich Porsche als deutsches Unternehmen bei VW engagiert, als wenn es ausländische Hedgefonds tun."

VW-Affäre weitet sich aus

Unterdessen weitet sich die Affäre um begünstigte Betriebsräte beim Volkswagen-Konzern aus. Laut dem Nachrichtenmagazin Focus erhielten neben Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert weitere Arbeitnehmervertreter hohe Bonuszahlungen.

Grundlage sei eine geheime Regelung von 1991, die bis heute gelte. Damals hätten Vorstand und Arbeitnehmervertreter eine Kommission eingesetzt, die eine "gerechte Ermittlung des Arbeitsentgeltes von Betriebsratsmitgliedern" regeln solle.

Mitglieder seien der Betriebsratschef, sein Stellvertreter sowie zwei Angestellte des Konzerns. Aktuell säßen Osterloh und sein Vize Bernd Wehlauer in der Kommission. Etwa 15 Gewerkschafter erhielten derzeit Extrahonorare.

Hackenberg Favorit für Chefposten bei Audi

In der Diskussion um die Nachfolge von Winterkorn als Audi-Chef wird außer dem bislang favorisierten Produktionsvorstand Jochen Heizmann und Finanzvorstand Rupert Stadler nun auch Audi-Chefentwickler Ulrich Hackenberg genannt. Nach einem Bericht der WirtschaftsWoche werden Hackenberg inzwischen sogar die größten Chancen eingeräumt. Hackenberg, 56, gilt als enger Vertrauter Winterkorns.

© SZ vom 13.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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