AstraZeneca schluckt MedImmune:Hunger auf Biotech

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Die britisch-schwedische AstraZeneca hat in letzter Zeit mit ihren Medikamenten viel Pech gehabt. Nun soll alles besser werden: Für 15 Milliarden Dollar wird einer der Stars der US-Biotechbranche übernommen.

AstraZeneca biete 58 Dollar je Aktie für MedImmune, teilte das Unternehmen am Montag in London mit. Der Preis liegt um 53 Prozent über dem Kurs der MedImmune-Aktie vom 11. April. Der 11. April war der letzte Handelstag vor Bekanntwerden der Verkaufsabsichten.

Der rund 15,2 Milliarden Dollar teure Kauf solle in bar beglichen und noch im Juni unter Dach und Fach gebracht werden. Mit der Übernahme werde AstraZeneca seine Stellung bei biotechnologischen Medikamenten deutlich verstärken, erklärte Konzernchef David Brennan. MedImmune passe überdies gut zu der unlängst erworbenen kleineren britischen Biotechfirma Cambridge Antibody Technology.

Carl Icahn im Hintergrund

Um die US-Firma aus Gaithersburg im US-Bundesstaat Maryland, die unter anderem für das Grippespray FluMist bekannt ist, rankten schon seit einiger Zeit Übernahmespekulationen. Die Gerüchte um eine Offerte hatten zugenommen, nachdem im Februar bekannt wurde, dass der Milliardär und Großinvestor Carl Icahn 2,8 Millionen Aktien des Unternehmens besitzt. MedImmune hatte unlängst die Investmentbank Goldman Sachs beauftragt, Gespräche mit möglichen Käufern aufzunehmen.

Bis 2009 sei mit jährlichen Synergien von insgesamt rund 500 Millionen Dollar zu rechnen, teilte AstraZeneca mit. Der für dieses Jahr geplante Rückkauf eigener Aktien im Volumen von vier Milliarden Dollar solle beibehalten werden. Die AstraZeneca-Aktie lag am Montagvormittag an der Londoner Börse 1,4 Prozent im Minus bei 29,11 Pfund.

Zwar erwirtschaftet AstraZeneca zur Zeit noch starke Umsätze mit Medikamenten wie Seroquel zur Behandlung der Schizophrenie, Crestor zur Regulierung des Cholesterinspiegels oder dem Magenmedikament Nexium.

Dennoch muss Konzern-Chef Brennan nach Einschätzung von Analysten die Medikamenten-Pipipeline wegen des drohenden Wettbewerbs mit Generikaanbietern verbreitern. Den bedarf an neuen Produkten verdeutlicht auch der Entwicklungsstopp eines Herzmedikaments. AstraZeneca kündigte an, nach enttäuschenden Studienergebnissen das Herzmittel AGI-1067 der Firma AtheroGenics nicht weiter entwickeln zu wollen. Der Schritt, der von vielen Analysten erwartet wurden, führt nach Firmenangaben zu Kosten von 83 Millionen Dollar.

AstraZeneca legte am Montag außerdem seinen Geschäftsbericht für das erste Quartal vor. Danach stieg der Gewinn vor Steuern binnen Jahresfrist um elf Prozent auf 2,27 Milliarden Dollar und damit etwas stärker als von Analysten erwartet wurde. Der Konzernumsatz nahm um 13 Prozent zu, wozu auch ein schwacher Dollar beitrug.

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