Assekuranz:Schutz gegen Marder und Waschbären

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Solarzellen brauchen besonderen Versicherungsschutz. (Foto: Miguel Villagran/Getty Images)

Versicherungen bieten spezielle Policen für Solarpanels an.

Von Anne-Christin Gröger, Köln

Marder und Waschbären sind nicht nur die natürlichen Feinde von Autobesitzern. Mit ihrer Vorliebe für Drähte und Schläuche klettern sie auch gerne auf Dächer und nagen Kabel an Photovoltaik-Anlagen an. Das ist ärgerlich für den Betreiber: Zum einen muss er einen Ertragsausfall hinnehmen, denn die Anlage produziert erst einmal keinen Strom mehr. Noch ärgerlicher ist es, wenn die Versicherung nicht für den Schaden aufkommen will.

"Es treten vermehrt Schäden durch Marderbisse bei Photovoltaikanlagen auf", sagt Christian Sachsenweger, Leiter der Abteilung Technische Versicherungen bei der Mannheimer. Nicht immer ist diese Schadenursache von der Versicherung gedeckt. "Wer die Anlage nur über die klassische Wohngebäudepolice ohne Deckungserweiterung abgesichert hat, erhält eine Entschädigung nur nach Schäden durch Feuer, Leitungswasser, Hagel und Sturm", sagt Rainer Lenz, ein auf Photovoltaikversicherungen spezialisierter Versicherungsmakler aus Frankenberg in Sachsen. Er empfiehlt, sich bereits vor dem Kauf einer Anlage genau über die unterschiedlichen Versicherungsmöglichkeiten zu informieren.

Schäden können bereits vor oder während der Installationsphase entstehen. "Bauherren können dieses Risiko entweder über eine separate Montageversicherung oder über eine Baudeckung versichern", sagt Lenz. Die Montagepolice kommt auch für Schäden durch Feuer, Sturm oder Diebstahl an Modulen auf, die noch nicht auf dem Dach montiert sind, sondern vor der Installation noch kurzzeitig in der Garage gelagert werden. "Die Baudeckung kommt dagegen in der Regel nur für Schäden an bereits verbauten Teilen auf", sagt Lenz.

Privatleute sollten nicht versuchen, ohne Qualifikation eine Anlage zu installieren

Steht die Anlage auf dem Dach, sollten Besitzer auf die korrekte Abnahme durch Sachverständige von TÜV, Dekra oder ähnliche achten, rät Christian Bock. Er ist Leiter erneuerbare Energien bei der VHV Versicherung, einem großen Anbieter der Spezialdeckungen. "Verzichtet er auf eine sachgerechte Inspektion, kann das auch noch nach Jahren im Betrieb zu Schäden führen und zu einer Brandgefahr für das Haus werden." Bei der VHV gingen viele Schäden ein, die aufgrund fehlerhafter Installation entstanden seien, so der Experte. "Durch eine Abnahme können Mängel vermieden und durch die Installationsfirma rechtzeitig behoben werden." Aus diesem Grund sollten Privatleute, die sich für eine Photovoltaikanlage entscheiden, auf keinen Fall versuchen, die Anlagen ohne entsprechende Qualifikation selbst zu installieren, sagt Bock.

Bereits montierte Photovoltaikanlagen lassen sich bei vielen Versicherern allerdings über die Wohngebäudeversicherung für einen Aufpreis mitversichern. "Schutz besteht dann meist für die üblichen Gefahren, die eine solche Police abdeckt: Feuer, Leitungswasser, Hagel und Sturm", sagt Sachsenweger von der Mannheimer. Bisse von Mardern und Waschbären oder Diebstahl sind allerdings in der Leistung nicht enthalten.

Eine Alternative können separate Photovoltaikversicherungen sein. Bei diesen Verträgen handelt es sich um sogenannte Allgefahrendeckungen. Experten nennen sie auch Technische Versicherungen. Der Eigentümer ist dann auch vor Schäden wie Bedienungsfehlern, Tierverbiss, Vandalismus oder Diebstahl geschützt. Makler Lenz sieht einen weiteren Vorteil: "Bei der Technischen Versicherung ist nach einem Sachschaden der Versicherer in der Beweispflicht und muss den Gutachter bezahlen", sagt er. "In der Wohngebäudeversicherung liegt diese Aufgabe im Fall der Nachweisführung beim Versicherten."

Je nach Anbieter ist auch der Ertragsausfall nach einem Sachschaden mitversichert. VHV, Mannheimer und andere Anbieter bieten Kombipakete aus Photovoltaik- und Ertragsausfallversicherung an. Kosten: Je nach Leistung und Investitionskosten zwischen 50 und 250 Euro im Jahr. "Das ist sinnvoll für Eigentümer, die ihre Anlage über eine Bank finanzieren und mit dem Geld aus der Einspeisung ins öffentliche Stromnetz den Kredit abbezahlen", sagt Makler Lenz. Kunden erhalten dann in der Regel eine Pauschale von um die zwei Euro pro Kilowatt-Peak erstattet

Ob über eine Spezial-Police oder über die Wohngebäudeversicherung: "In jedem Fall ausgeschlossen sind Schäden durch Verschleiß, Verschmutzen oder der Verlust an Leistung durch den normalen Alterungsprozess", sagt Sachsenweger. Es sei deswegen ratsam, die Anlage regelmäßig warten zu lassen.

Auch Schäden, die Dritten entstehen, decken diese Verträge nicht. Durch herunterstürzende Teile können Personen verletzt oder das Auto des Nachbarn beschädigt werden. "Die Gefährdung von Dritten ist nicht über die Technische Versicherung gedeckt", sagt Bock von der VHV. Er meint, dass deswegen eine Betreiberhaftpflichtpolice zum Pflichtprogramm gehören sollte. Ihr Preis orientiert sich ebenfalls an der Leistung der Anlage und ihren Investitionskosten und liegt bei etwa 50 Euro pro Jahr.

© SZ vom 04.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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