Assekuranz:Gefährliche Allianz gegen Versicherer

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Finanzinvestoren und Start-ups mischen gemeinsam die alteingesessene Branche auf. Sie könnten sich künftig zusammentun und traditionelle Versicherer übernehmen. Doch die geben sich gelassen.

Von Patrick Hagen, Köln

Auf die etablierten Versicherer lauert eine bislang kaum wahrgenommene Bedrohung. Finanzinvestoren und Start-ups aus dem Finanzbereich könnten sich zusammentun und traditionelle Versicherer übernehmen. Mit diesem Szenario rechnet Ramin Niroumand, Mitgründer und Chef der Berliner Finleap-Gruppe. "Es dauert vielleicht noch etwas, aber wir können uns solche Zusammenschlüsse aus neu und alt im Zuge der Konsolidierung gut vorstellen", sagte er bei der SZ-Konferenz "Versicherung und Internet". Der Investor würde die Finanzierung stemmen, das Start-up die Technologie liefern und die Gesellschaft betreiben. Für ihren traditionellen, alten Kern wäre dann kein Platz mehr.

Ein Vorbild für solche gemeinsamen Übernahmen hat Niroumand in einer anderen Branche gefunden. Vor zwei Jahren hat der Private Equity-Fonds EQT Kfzteile24.de, einen Onlinehändler für Autoteile, übernommen und dann das Berliner Unternehmen Project A ins Boot geholt, um digitales Know-how in das Unternehmen zu bringen.

Finleap wäre für ein solches Szenario gut gerüstet. Die Firma versteht sich als Company Builder, das heißt, sie macht sich auf die Suche nach neuen Geschäftsmodellen im Finanzbereich und sucht passende Gründer für die Idee. Finleap liefert neben der Idee Know-how und Unterstützung bei Verwaltung und Einwerbung von Investitionen. In der Versicherungsbranche ist Finleap mit dem Digitalversicherer Element und dem Online-Makler Clark aktiv. Die beiden Start-ups könnten Teile der Aufgaben eines gemeinsam mit einem Finanzinvestor übernommenen Versicherers erledigen. Element setzt schon jetzt nicht auf das Geschäft mit Endkunden, sondern will für Online-Händler, Makler oder andere Versicherer Verträge liefern.

Die alteingesessenen Versicherer sehen sich zurzeit einer Reihe von Neugründungen gegenüber. Neben dem digitalen Krankenversicherer Ottonova drängen zahlreiche andere neue Anbieter auf den Versicherungsmarkt. Für Panik in den Chefetagen sorgt das aber nicht. Denn einige Gesellschaften wie Nexible und Friday sind Gründungen von etablierten Anbietern aus der Branche, nämlich Ergo und Basler. Die anderen Gründungen sieht die Branche nicht als große Bedrohung. "Ich nehme die Wettbewerber ernst, aber ich sehe noch keinen, der uns die Butter vom Brot nimmt", sagte Ergo-Digitalchef Mark Klein.

© SZ vom 06.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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