Asbach Uralt:Der Geist des Weines verflüchtigt sich

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Die Underberg-Tochtergesellschaft Asbach gibt ihre letzte Abfüllanlage am Stammsitz in Rüdesheim auf. Abgefüllt wird der Weinbrand künftig in Sachsen.

Harald Schwarz

Glaubt man der Werbung, wohnt der Geist des Weines im beschaulichen Städtchen Rüdesheim am Rhein. Dort ist seit 1892 die Weinbrandfirma Asbach beheimatet, die bis heute behauptet: ,,Im Asbach liegt der Geist des Weines.'' Nun aber ist dieser Geist dabei, sich wieder ein Stückchen mehr aus Rüdesheim zu verflüchtigen.

Obwohl von den früheren Produktionsanlagen ohnehin nicht mehr viel übriggeblieben ist, hat die Geschäftsführung von Asbach in Abstimmung mit dem Mutterkonzern Semper Idem Underberg beschlossen, die letzte Abfüllanlage des Spirituosenherstellers in Rüdesheim zu schließen.

Die Flaschen werden künftig im sächsischen Wilthen abgefüllt und verpackt. Betroffen davon sind in der Kleinstadt am Rhein 31 Beschäftigte, denen Alternativjobs in Wilthen und am Underberg-Standort Berlin angeboten werden.

Firmensitz bleibt erhalten

Zudem will man bei der Stellensuche im Rhein-Main-Gebiet behilflich sein. Die Asbach-Geschäftsführung betont zwar, die Firma bleibe ihrer Heimatstadt eng verbunden, zumal Firmensitz und das Besucherzentrum erhalten blieben.

Doch tatsächlich wendet sich Asbach weiter von Rüdesheim ab. Der Betriebsrat plant Proteste und glaubt wie die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG), dass der gesamte Standort vor dem Aus steht.

Grundlage für diese Befürchtungen ist eine Vereinbarung von Underberg mit der Hardenberg-Wilthen AG, eine gemeinsame Gesellschaft für die Flaschenabfüllung und die Verpackung zu gründen.

Diese Übereinkunft sieht eine Konzentration dieser Aufgaben in Wilthen vor, weshalb am Standort Nörten-Hardenberg weitere 22 Arbeitsplätze wegfallen. Die Unternehmen betonen, die Kooperation sei ,,betriebswirtschaftlich notwendig'', um ,,die Zukunft für beide Häuser zu sichern''.

Den Herstellern harter alkoholischer Getränke macht seit Jahren der sinkende Spirituosenkonsum in Deutschland zu schaffen. Auch bei Asbach geht es seit langem stetig bergab.

Schon seit 1991 nicht mehr in Familienbesitz

Schon seit 1991 ist das Unternehmen nicht mehr in Familienbesitz. Es ging zunächst an den britischen Konzern United Distillers, dessen Erwartungen an Asbach aber enttäuscht wurden. Danach gehörte Asbach zu Rémy Cointreau.

Seit 2002 kontrolliert die Underberg-Gruppe die traditionsreiche Firma komplett, nachdem sie zuvor seit 1999 zwischenzeitlich 50 Prozent des Kapitals gehalten hatte.

© SZ vom 08.02.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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