Arcandor einigt sich mit Gläubigern:Weihnachtsgeschäft gerettet

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Die Warenversorgung von Karstadt und Quelle ist gesichert: Der Mutterkonzern Arcandor hat sich nach zähen Verhandlungen mit seinen Banken geeinigt - die Börse dankt's sofort.

Der Handels- und Touristikkonzern Arcandor hat sich mit seinen Gläubigerbanken auf eine Refinanzierung seiner Kredite geeinigt. Zugleich wurde die vorübergehende Deckelung der Ausfallgarantien für Warenlieferungen an die beiden Arcandor-Töchter Karstadt und Quelle aufgehoben. "Die Kreditversicherer sind mit uns wieder im Boot und das Weihnachtsgeschäft kann ganz normal weitergehen", sagte ein Konzernsprecher.

Für die Kunden hat zwar gerade erst der Herbst angefangen - aber die Unternehmen denken schon an Weihnachtsgeschäft. (Foto: Foto: AP)

Steiler Anstieg an der Börse

Die Nachricht von der erzielten Einigung katapultierte die Arcandor-Aktie bereits im vorbörslichen Handel steil nach oben. Im frühen regulären Handel sprang das Papier in einem festeren Gesamtmarkt um 19,40 Prozent auf vier Euro. Allerdings war die im MDax notierte Aktie in den vergangenen Tagen auch stark unter die Räder gekommen.

In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass der Kreditversicherer Euler Hermes die Ausfallgarantien gedeckelt hatte. Dies hatte am Markt die Befürchtung geweckt, die Warenversorgung in dem für den Handel wichtigen Weihnachtsgeschäft könnte gefährdet sein. Auch über Finanzierungslücken oder gar einen drohenden Kollaps des Konzerns wurde spekuliert. Arcandor hatte dies vehement zurückgewiesen.

Zudem hatten sich die Verhandlungen mit dem Bankenkonsortium aus BayernLB, Dresdner Bank und Royal Bank of Scotland (RBS) länger hinzogen als gedacht. Vor allem RBS soll sich Medienberichten zufolge quer gestellt und weitreichende Sicherheiten von Arcandor verlangt haben, etwa den Verkauf eines Teils der lukrativen Beteiligung am Reisekonzern Thomas Cook.

Thomas Cook soll bleiben

Der Konzern hatte zuletzt Nettoverbindlichkeiten in Höhe von 1,5 Milliarden Euro ausgewiesen. Bei den Verhandlungen mit den Banken ging es dem Vernehmen nach um einen kleineren dreistelligen Millionenbetrag. Arcandor selbst wollte sich zu den Details nicht äußern und machte auch keine Angaben darüber, ob der Kreditrahmen aufgestockt worden sei. An Thomas Cook werde Arcandor aber weiterhin festhalten, sagte der Konzernsprecher. Den Essenern gehört die Mehrheit an Europas zweitgrößten Touristikunternehmen.

Neben Euler Hermes haben sich Arcandor zufolge auch die Warenkreditversicherer Atradius, Coface und Zurich bereit erklärt, die notwendigen Kreditlinien zur Verfügung zu stellen. Damit könne das Weihnachtsgeschäft nun ganz normal weiter gehen. Die Aussichten auf die Jahresschlussperiode sind allerdings nicht rosig: Hohe Energiekosten, teurere Lebensmittel und die abgeschwächte wirtschaftliche Lage trüben die Kauflaune der Verbraucher.

Trübe Aussichten

Laut dem Hauptverband des Deutschen Einzelhandels hat sich die Einschätzung der Unternehmen für das zweite Halbjahr 2008 deutlich eingetrübt. Bereits 2007 hatte die Branche in der traditionell umsatzstärksten Saison enttäuscht und ein Minus von zwei Prozent verzeichnet.

Arcandor-Chef Thomas Middelhoff hatte sich zuletzt vorsichtig optimistisch geäußert: Das Weihnachtsgeschäft werde bei Arcandor "über Vorjahr und über Plan" liegen, sagte er in einem Interview. "Üppig wird es nicht, aber Weihnachten fällt nicht aus."

© sueddeutsche.de/dpa/kim/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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