Arbeitsplatzabbau trotz guter Zahlen:Verdi: Deutsche Bank verstößt gegen das Grundgesetz

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Politik und Gewerkschaften haben das Geldinstitut scharf kritisiert - die Gewerkschaft Verdi will Unternehmen mit hohen Gewinnen sogar gesetzlich verbieten, Mitarbeiter zu entlassen. Deutsche-Bank-Chef Ackermann hat seine Strategie verteidigt.

Nach dem neuerlichen Gewinnsprung der Deutschen Bank mehren sich die Forderungen aus der Politik nach Gegenleistungen der Wirtschaft für die bisher gewährten Erleichterungen.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann verteidigt trotz der Kritik den Abbau tausender Stellen. (Foto: Foto: ddp)

Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Harald Schartau (SPD) verlangte am Freitag statt weiteren Personalabbaus "gute Botschaften in puncto Beschäftigung und Standortsicherung" von florierenden Unternehmen.

Er stellte sich hinter die Kapitalismuskritik von SPD-Chef Franz Müntefering. "Viele Menschen können es einfach nicht mehr ertragen, dass ständig Gewinnankündigungen mit Personalabbau verbunden werden", sagte er der Berliner Zeitung.

Sozialverpflichtung des Eigentums

Mit Blick auf den erneuten Gewinnsprung der Deutschen Bank im ersten Quartal 2005 sagte er, so schlecht könne es um den Standort Deutschland nicht bestellt sein.

Die Gewerkschaft Verdi warf der Deutschen Bank vor, gegen das Grundgesetz zu verstoßen. "Die Deutsche Bank unter Leitung von Herrn Ackermann muss den Arbeitsplatzabbau sofort beenden", sagte Verdi-Vorstand Uwe Foullong der Netzeitung. "Wenn ein Unternehmen bei solchen Gewinnen Stellen abbaut, ist das ein Skandal."

Er verwies auf die Sozialverpflichtung des Eigentums in der Verfassung. "Der Konzern muss wieder auf den Boden des Grundgesetzes zurückgeholt werden", forderte der Verdi-Vorstand.

Die Gewerkschaft will dafür eine Änderung des Kündigungsschutzgesetzes durchsetzen: "Unternehmen, die hohe Gewinne schreiben, sollen Kündigungen verboten werden."

Ackermann: "Wir haben keine Alternative"

Das größte deutsche Bankhaus hatte am Donnerstag mitgeteilt, es habe seinen Gewinn nach Steuern im ersten Quartal unerwartet stark um 17 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro gesteigert.

Die Deutsche Bank will ungeachtet der Kritik auch nach dem unerwartet starken Gewinnsprung an dem geplanten Stellenabbau festhalten.

"Zur langfristigen Sicherung unserer Wettbewerbsfähigkeit werden wir dort an der Verbesserung unserer Kosteneffizienz arbeiten, wo noch Nachholbedarf besteht. Die Maßnahmen sind schmerzhaft, aber wir haben keine Alternative", erklärte Vorstandschef Josef Ackermann.

Der Branchenprimus hatte im Februar angekündigt, weltweit 6400 Stellen zu streichen.

Gewinne vor allem im Ausland

Im ersten Quartal steigerte das größte deutsche Bankhaus seinen Gewinn nach Steuern im Vergleich zum Vorjahr unerwartet stark um 17 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro.

Die Eigenkapitalrendite vor Steuern und Restrukturierungsaufwendungen lag bei 33 Prozent. Als Zielgröße bei dieser Kennziffer strebt der Branchenprimus im Gesamtjahr einen Wert von 25 Prozent an.

Das Institut wies aber darauf hin, dass der Ertrags- und Ergebniszuwachs fast ausschließlich im Ausland erzielt worden sei.

Während dort die Bedingungen im ersten Quart relativ günstig gewesen seien, habe die schwache gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland die Bank vor besondere Herausforderungen gestellt.

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