Arbeitskampf:Kein Streik in der Druckindustrie

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Nach 22-stündigen Verhandlungen haben sich die Tarifparteien auf einen Abschluss geeinigt. Es bleibt bei einer 35-Stunden-Woche für die Beschäftigten.

Der neue Tarifvertrag betrifft rund 200.000 Beschäftigten der deutschen Druckindustrie.

Arbeitnehmer der Druckindustrie müssen sich auf flexiblere Arbeitszeiten einstellen. (Foto: Foto: DDP)

Er sieht nach Angaben der Arbeitgeber die Einführung von Arbeitszeitkonten und die Erweiterung der Samstagsarbeit vor.

Die 35-Stunden-Woche bleibe "ohne Wenn und Aber erhalten" und der Flächentarifvertrag bestehe weiterhin, teilte die Gewerkschaft ver.di mit.

Neben einem Manteltarifvertrag mit einer Laufzeit bis zum 31. Dezember 2009 wurde ein Lohnabschluss mit einer 24-monatigen Laufzeit erzielt, der rückwirkend zum 1. April 2005 gilt. Im ersten Jahr gibt es laut ver.Di eine Einmalzahlung von 340 Euro, ab 1. April 2006 bis zum 31. März 2007 eine prozentuale Erhöhung um ein Prozent.

Arbeitszeitkonten und mehr Samstagarbeit

Hauptstreitpunkt der zähen Verhandlungen war die Gestaltung der Arbeitszeit gewesen. Ursprünglich hatten die Arbeitgeber Öffnungsklauseln verlangt, die den Betrieben ein Abweichen von der 35-Stunden-Woche erlauben.

Nun teilten die Arbeitgeber mit, man habe nicht das erreicht, was man sich "ursprünglich unter einer Reform des Tarifvertrags vorgestellt" habe. Mit der Einführung von Arbeitszeitkonten und der Erweiterung der Samstagarbeit könne die Produktion in den Betrieben aber künftig flexibler gestaltet werden, erklärte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Wolfgang Pütz.

Daneben gebe es auch bei Zuschlägen und Freischichten eine gewisse Erleichterung für die Betriebe, wenn auch nicht in dem Maße, wie man es sich zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit gewünscht habe. Man habe aber Zugeständnisse machen müssen, um einen "erträglichen und der wirtschaftlichen Situation angemessenen Lohnabschluss zu bekommen". "Mit diesem Tarifvertrag haben wir für unsere Betriebe wesentliche Erleichterungen erreicht", betonte Pütz.

Bis an die Grenze des Machbaren

Ver.di-Verhandlungsführer Frank Werneke erklärte, der Erhalt der 35-Stunden-Woche sei "der wichtigste Erfolg des Kompromisses". Auch der Flächentarif bleibe intakt.

Ebenso hätten die von den Arbeitgebern geforderten Öffnungsklauseln bei Jahresleistung und Urlaubsgeld verhindert werden können. Zugeständnisse habe man dagegen bei der Einführung von Arbeitszeitkonten und flexiblerer Samstagsarbeit machen müssen. "Bei den Arbeitszeitkonten sind wir an die Grenze dessen gegangen, was für uns machbar ist", erklärte Werneke.

Tarifkommission muss zustimmen

Bei der Gewerkschaft muss noch die Tarifkommission der Einigung zustimmen. Das Gremium soll ab 11.30 Uhr in Wiesbaden tagen. Werneke zeigte sich optimistisch, dass die Tarifkommission zustimmt. Die Vertreter beider Konfliktparteien hatten zuletzt mehr als 22 Stunden ununterbrochen in Wiesbaden miteinander verhandelt.

Es war bereits die 15. Verhandlungsrunde, bei einem Scheitern hatte ver.Di mit der Einleitung einer Urabstimmung über einen Flächenstreik gedroht. Die Verhandlungen wurden wiederholt von Warnstreiks begleitet, an denen sich laut ver.Di mehr als 15.000 Beschäftigte aus rund 190 Betrieben beteiligten.

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