Apple:Aktionäre strafen Jobs ab

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Apple-Chef Jobs macht das iPhone billiger und bringt sich für das Weihnachtsgeschäft in Stellung. Anleger fürchten um ihre Gewinne und schicken die Aktie auf Talfahrt. Selbst Branchenexperten hatten nicht mit einem derart drastischen Preisabschlag gerechnet.

In US-Handel verlor das Apple-Papier nach Steve Jobs Auftritt in San Francisco zeitweise um mehr als fünf Prozent, ist aber weiter etwa doppelt so teuer wie noch vor einem Jahr. In den USA hatten sich zwar zum Verkaufsstart des iPhones Ende Juni lange Schlangen vor den Geschäften gebildet. Wie viele der Mobiltelefone bislang verkauft wurden, sagt der Konzern allerdings nicht. An seiner Prognose hält das Unternehmen fest: Bis Ende September will Apple eine Million iPhones verkauft haben.

Analysten bewerten den Preisschritt als Opfer, das sich in den Verkaufszahlen zum Ende des Jahres auszahlen dürfte. Zwar ist das Handy aus dem Hause Apple mit 399 Dollar für die - nun einzige - Acht-Gigabyte-Variante immer noch deutlich teurer als die Geräte von der Konkurrenz. Der angekündigte Rabatt von 200 Dollar dürfte andere Hersteller aber in Zugzwang setzen, den Preis für ihre Mobiltelefone ebenfalls zu senken. Einige Marktexperten gehen davon aus, dass sich Apple mit der überraschenden Ankündigung Raum für ein neues UMTS-Handy schaffen will.

Einige Experten vermuten hinter der Preissenkung aber auch enttäuschende Verkaufszahlen seit der Markteinführung in den USA. "Ich denke, es ist klar ein Zeichen dafür, dass die Verkaufszahlen auf ein Niveau gesunken sind, das ihnen nicht gefällt", sagte Analyst Van Baker von Gartner. "Wir haben mit einer Preissenkung gerechnet, aber nicht in dieser aggressiven Höhe", sagte er. "Es ist so, als ob Apple beim Poker alles auf eine Karte setzt."

Europäische Kunden könnten profitieren

Die Titel sanken bis Handelsschluss um mehr als fünf Prozent, offenbar weil viele Anleger fürchten, das Wundergerät komme in der Realität dem Hype nicht nach und der Schritt laste auf den Gewinnmargen. Allerdings hatten Apple-Aktien im Wochenverlauf zuvor 13 Prozent zugelegt.

Auch AT&T, der exklusive Vertriebspartner von Apple in den USA, rechnet mit einem Anziehen der Verkäufe durch die nun günstigeren Handys. "Wir sind bislang sehr zufrieden mit der Reaktion auf das iPhone und wir gehen davon aus, dass die neuen Preise noch viel beliebter sein werden", sagte ein AT&T-Sprecher. In den ersten Monaten hat sich das iPhone, das ohne die üblichen Tasten auskommt, nach Daten der Forschungsgruppe iSuppli besser verkauft als alle anderen Smartphones, die auf dem Markt sind. Apple bekräftigte bei der Veranstaltung am Mittwoch in San Francisco, bis Ende September eine Million Stück verkaufen zu wollen.

"Ganz klar sollte die Preissenkung sich positiv auf die Verkaufszahlen auswirken, was auch AT&T helfen dürfte", sagte Robert W. Baird von William Power. "Apple investiert die Gewinne aus dem iPhone in den nächsten Quartalen, um ein echter Konkurrent auf dem Handymarkt zu sein", sagte Gene Munster von Piper Jaffray.

Die Preissenkung dürfte freilich insbesondere den wartenden Kunden in Europa zu Gute kommen. Allerdings wollte Apple Deutschland den Verkaufspreis am Donnerstag noch nicht bekanntgeben. In der Regel verkauft Apple seine Produkte in Europa zum selben Preis wie in den USA, nur eben in Euro. Der Marktstart ist weiter für das vierte Quartal - also pünktlich zum Weihnachtsgeschäft - vorgesehen. Mehr wollte Apple-Chef Steve Jobs am Mittwoch dazu nicht sagen. Offiziell ist noch immer nicht klar, wer der exklusive Netzpartner in Deutschland sein wird. In Branchenkreisen ist davon die Rede, dass der größte deutsche Mobilfunkbetreiber T-Mobile auf den Zuschlag hoffen kann.

© sueddeutsche.de/Reuters/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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