Anzeigenkampagne:Sanofi handelt sich Abmahnung ein

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Die Zentrale zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs fordert von dem französischen Pharmakonzern eine Unterlassungserklärung. Seine Anzeigenkampagne im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme von Aventis sei irreführend.

Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Wettbewerbszentrale, Hans-Frieder Schönheit, bestätigte am Donnerstag einen entsprechenden Vorabbericht des Handelsblatt.

Die Anzeige mit dem Foto eines kranken Kindes sei irreführend, erklärte er. Dem Leser werde suggeriert, dass dem Kind namens "Jan" geholfen werden könne, wenn Sanofi den deutsch-französischen Aventis-Konzern übernehme.

Einstweilige Verfügung

Sollte Sanofi keine Unterlassungserklärung abgeben, werde die Wettbewerbszentrale eine einstweilige Verfügung vor Gericht beantragen, sagte Schönheit weiter.

In dem Werbemotiv hatte Sanofi die Aventis-Aktionäre gefragt "Wollen sie Jan etwa sagen, dass seine Medizin erst in 20 Jahren erfunden wird?"

Aventis-Chef Igor Landau kritisierte die Werbung ebenfalls, die auch in französischen Zeitungen geschaltet wurde. "Ich finde es an der Grenze, das Gesicht eines kranken Jungen für eine finanzielle Aktion zu verwenden", sagte Landau dem französischen Radio Europe-1.

Aventis sehe inzwischen wachsende Chancen, die Übernahmeattacke abzuschmettern, meinte Landau. "Wir haben die Mittel", den Kauf abzuwehren, sagte Aventis-Chef Igor Landau am Donnerstag dem französischen Rundfunksender Europe 1. "Wir prüfen alle Szenarien und schließen dabei nichts aus", sagte Landau.

Er sieht eine harte Schlacht mit dem Konkurrenten voraus, der am Montag 47 Milliarden Euro für Aventis geboten hatte. Landau nannte das Angebot des Konkurrenten lächerlich. "Alles was nicht 40 bis 50 Prozent höher ist, ist nicht interessant."

Nach dem Management hatte am Mittwochabend auch der Aufsichtsrat das Angebot abgelehnt.

Im Fall der Übernahme keine Kartellprobleme

Die EU-Kommission dürfte einem Verbund von Sanofi-Synthélabo und Aventis keine Steine in den Weg legen, falls die Pharmakonzerne mit Brüssel zusammenarbeiten. Diese Erwartung äußerten Branchenexperten am Donnerstag in Brüssel.

Bisher wurde kein Angebot zur Übernahme von Aventis in Brüssel zur Genehmigung angemeldet. Zwar könnte ein neuer Konzern mit erheblicher Marktmacht und Schwerpunkt in Frankreich entstehen. Doch in der Pharmabranche seien Wettbewerbsprobleme vergleichsweise einfach zu lösen, da für Brüssel jedes Produkt einen einzelnen Markt darstelle.

Die Aventis-Aktie stieg am Donnerstag bis zum Nachmittag weiter um 1,07 Prozent auf 61,15 Euro. Vor dem Übernahmeangebot am Montag hatte die Aktie weniger als 58 Euro gekostet.

Sanofi-Aktie unter Druck

Dagegen steht die Aktie von Sanofi seit Beginn der Attacke auf der Verkaufsliste der Börsianer. Ihr Kurs fiel von rund 58 auf weniger als 56 Euro und gab am Donnerstag weiter auf 55,26 Euro nach.

Anders als noch vor einer Woche ist Aventis damit an der Börse wieder mehr wert als Sanofi-Synthélabo. Außerdem sinkt der Wert des Übernahmeangebotes, weil der Kauf zum Großteil in Sanofi-Aktien bezahlt werden soll.

Manche Börsianer spekulieren nun, Aventis könnte umgekehrt versuchen, Sanofi zu erwerben. "Unser bevorzugtes Szenario ist aber nicht das Gegenangebot, sondern das organische Wachstum von Aventis, wobei man die Gruppe so lässt, wie sie ist", sagte Landau.

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) bekräftigte am Donnerstag sein Interesse an der Erhaltung der Aventis-Forschung in Deutschland. Die Pharmabranche gehöre zu den Zukunftsmärkten, sagte Clement im Bundestag. Auch die französische Regierung hat ihr Interesse an der Erhaltung der Arbeitsplätze bekundet.

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