Anleihen und Devisen:Aufatmen am  Bondmarkt

Trotz der umstrittenen Haushaltspolitik der italienischen Regierung will die Ratingagentur S&P ihre Bonitätsbewertung für Italien vorerst belassen. Die Kurse der Staatsanleihen steigen, die Rendite fällt entsprechend.

Die Bestätigung von Italiens Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) sorgt für etwas Entspannung an den Finanzmärkten. Die Kurse italienischer Staatsanleihen legten zu. S&P hatte am Freitagabend trotz der umstrittenen Haushaltspolitik der italienischen Regierung die Bonitätsnote bei "BBB" belassen. Dies sind zwei Stufen über dem Ramschniveau, das hochspekulative Anlagen beschreibt. Allerdings droht S&P jetzt der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone mit einer Herabstufung. Der Ausblick wurde von "stabil" auf "negativ" gesenkt. Die Rendite für zehnjährige italienische Anleihen fiel um 0,17 Prozentpunkte auf 3,266 Prozent. Damit kann sich das Land günstiger am Kapitalmarkt finanzieren. Indes bleibt das Niveau relativ hoch: Zehnjährige deutsche Anleihen rentierten mit nur 0,35 Prozent. Investoren haben viel Vertrauen in die Kreditwürdigkeit der Bundesrepublik, sodass sie sich mit wenig Zinsen begnügen. Zuvor waren die Kapitalmarktzinsen für italienische Anleihen deutlich gestiegen. Sollte dieser Trend anhalten, dann müsste die italienische Regierung immer mehr Zinsen für ihre Schulden bezahlen. Italien hat mit einem Schuldenstand von 130 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) den zweithöchsten Wert in der Eurozone.

Der Kurs des Euro fiel auf ein Tagestief von 1,1362 (Freitag: 1,1401) Dollar. Der Wechselkurs hatte immer wieder auf Kursausschläge am italienischen Anleihemarkt reagiert. Für etwas Bewegung sorgte der angekündigte Verzicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf den CDU-Vorsitz. Bankökonomen bewerteten Merkels Äußerungen zweischneidig. Die Auswirkungen auf die deutsche Wirtschafts-, Finanz- und Europapolitik wurden als eher gering angesehen, so Berenberg-Chefökonom Holger Schmieding. Dies gelte selbst für den Fall, dass sich Merkel als Bundeskanzlerin nicht mehr halten könne, schrieb Schmieding in einem Kommentar.

© SZ vom 30.10.2018 / amon, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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