Anlegerschutz:Wer bei Bankpleiten haftet

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Auch in Deutschland könnten einfache Sparer bei einer Bankpleite ihr Geld verlieren, weil ihnen die Institute bestimmte Anleihen verkauft haben. Bafin-Chef Felix Hufeld hält die Kritik an Italien daher für überzogen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Wenn eine Bank pleitegeht, sollen eigentlich ihre Gläubiger haften und nicht die Steuerzahler. So hatten es Politik und Finanzbranche nach der Finanzkrise geschworen. Doch was geschieht eigentlich, wenn unter den Gläubigern nicht nur große Fonds sind, sondern auch viele einfache Sparer? Dann fällt es freilich nicht immer leicht, die Regeln einzuhalten. Als in Italien neulich zwei Banken mit Hilfe der Steuerzahler abgewickelt wurden, eben weil andernfalls viele Privatanleger betroffen gewesen wären, war der Aufschrei jedenfalls groß - allen voran in Deutschland.

Felix Hufeld, der Chef der deutschen Finanzaufsicht Bafin, hat nun vor einseitiger Kritik an Italien gewarnt. Auch hierzulande hielten Privatkunden in erheblichem Umfang Anlagen, die im Falle einer Schieflage eines Instituts ganz oder teilweise abgeschrieben werden müssten. "Bail-in"-Kapital nennt sich das im Fachjargon. Anders als zum Beispiel Spareinlagen oder Wertpapierfonds sind diese Anleihen bei einer Bankschieflage nicht abgesichert. "Deutschland liegt bei bail-in-fähigem Material in der Hand von Retailkunden nach Italien auf Platz zwei in Europa", sagte Hufeld am Freitag bei einer Fachtagung der Bundesbank in Frankfurt. Dabei gehe es zum Beispiel um Zertifikate und so genannte Nachranganleihen. "Wir sitzen da auch im Glashaus und haben selbst viele Hausaufgaben zu erledigen. Ich bitte daher um etwas mehr Bescheidenheit", sagte Hufeld an die Adresse der Italien-Kritiker.

Wie viel "bail-in-Kapital" in Deutschland genau auf Konten von Privatanlegern schlummert, sagte Hufeld auf Nachfrage nicht. Allein aber der Markt für Zertifikate kommt in Deutschland auf 70 Milliarden Euro. Mit diesen Papieren können Anleger auf den Dax oder andere Entwicklungen am Kapitalmarkt wetten; sie zeichnen damit zugleich aber eine Anleihe der ausgebenden Bank. Selbst die zum Verkauf stehende HSH Nordbank, deren Abwicklung durchaus möglich ist, hat über Sparkassen bundesweit für fünf Milliarden Euro Zertifikate an Privatanleger verkauft. Als Lehman Brothers Pleite ging, verloren viele Zertifikategläubiger in Deutschland Geld, wurden erst später teilweise entschädigt.

Banken müssen zwar auf das Risiko hinweisen. Viele Privatanleger dürften das indes nicht bewerten können. "Die Bail-in-Instrumente sind oft in den falschen Händen", sagte unlängst auch Elke König von der Abwicklungsbehörde SRB.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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