Gut ein Jahr haben die Staatsanwälte in Braunschweig für die Anklage gegen Peter Hartz gebraucht. Der Mann, nach dem die Sozialreformen der Regierung Schröder benannt sind, ist eine der zentralen Figuren in der VW-Affäre um Tarnfirmen, Lustreisen und korrumpierte Betriebsräte.
Als das ganze Ausmaß des Skandals im vergangenen Sommer öffentlich bekannt wurde, trat Hartz als Personalvorstand von Volkswagen zurück. Doch die Schlagzeilen blieben.
Monatelang war der VW-Konzern gelähmt, nicht seine Autos fesselten die Öffentlichkeit, sondern die Storys über die Damen des horizontalen Gewerbes, die ihre Dienste auf Firmenkosten versahen.
Um Image bemüht
Der Konzern ließ unabhängige Wirtschaftsprüfer ermitteln, installierte ein Ombudsmann-System, das eine Wiederholung derartiger Vorfälle verhindern soll.
Den materiellen Schaden durch die Affäre sieht Europas größter Autohersteller in der Größenordnung zwischen fünf und zehn Millionen Euro. Das ist von eher marginaler Bedeutung für ein Unternehmen, das im vergangenen Jahr 95 Milliarden Euro umgesetzt hat.
Doch was Peter Hartz zugelassen oder gefördert hat in einem System der Kungelei zwischen Management, Betriebsräten und Politik, hat zu einem gewaltigen Imageschaden geführt. Für VW im Speziellen und für die Zunft der Führungskräfte im Allgemeinen.
Die wildesten Vermutungen der Öffentlichkeit über das Treiben von Managern wurden noch übertroffen. Auch die Sozialreformen tragen keinen vertrauenswürdigen Namen mehr.
Interessant wird nun, ob Peter Hartz auch in einem Prozess weiter alle Schuld auf sich nimmt - oder ob ihm doch noch jemand einfällt, in dessen Auftrag er gehandelt haben könnte.