Angst vor Datenmissbrauch:Bordkarten mit Fingerabdruck sind umstritten

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Pläne der Lufthansa, 2006 ein neues Kontrollsystem mit biometrischen Informationen einzuführen, stoßen auf Widerstand bei Verbraucherschützern und den Grünen.

Von Sibylle Haas

"Biometrische Daten in der Hand von privaten Unternehmen sehen wir kritisch", sagte Patrick von Braunmühl von der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), der dort für Wirtschaftsfragen zuständig ist.

Ein Scanner für Fingerabdrücke im Testlabor von Lufthansa. (Foto: Foto: AP)

Die Gefahr, dass Daten missbraucht würden, sei groß, betonte er. Dabei gehe es weniger um den Missbrauch durch die Firmen selbst, sondern durch Mitarbeiter und externe Personen.

"Die Technologien sind nicht hundertprozentig sicher", erklärte Braunmühl.

"Wenn die Abnahme des Fingerabdrucks, der bislang bei strafrechtlichen Handlungen genommen wurde, zum Normalfall wird, haben wir bald den gläsernen Kunden", warnte der Verbraucherschützer.

Fingerabdruck auf der Bordkarte

Lufthansa plant von 2006 an, die Bordkarten durch den Fingerabdruck des Passagiers zu personalisieren. Dabei übernimmt ein Gerät beim Einchecken am Schalter den Fingerabdruck des Fluggastes. Das Gerät druckt den Fingerabdruck als 2D-Barcode zusammen mit der Check-in-Information verschlüsselt auf die Bordkarte.

"Damit sind der Name und das biometrische Merkmal miteinander verknüpft", erklärte ein Lufthansa-Sprecher. Beim Einsteigen ins Flugzeug wird der Code auf der Bordkarte mit dem Fingerabdruck verglichen. Damit werde sichergestellt, dass die Personen beim Einchecken und jene im Flugzeug die selben seien, sagte er.

Sobald die Reisenden an Bord des Flugzeuges seien, würden die biometrischen Daten gelöscht, betonte der Lufthansa-Sprecher. Datenrechtliche Probleme gebe es deshalb nicht. Außerdem würden nur wenige Erkennungsmerkmale des Fingerabdrucks auf dem Strichcode hinterlegt. Möglich sei auch, den Fingerabdruck auf der Vielflieger-Karte zu hinterlegen.

Mit dem System will Lufthansa das Fliegen sicherer machen, weil dann nur Personen, die auf der Passagierliste stehen, an Bord der Flugzeuge gelangen könnten. Außerdem soll das Einchecken und Einsteigen der Gäste beschleunigt werden. Dies und der vermehrte Einsatz von Automaten soll laut Lufthansa auch die Kosten senken.

Verkürzung von Wartezeiten angepeilt

Wie durch das neue System die Wartezeiten der Passagiere verkürzt und in welchem Volumen Kosten gesenkt werden können, sollen Labortests zeigen. Seit Anfang der Woche und bis Mitte Juli simuliert die Fluggesellschaft Check-in und Einsteige-Vorgänge. Dazu haben sich Mitarbeiter freiwillig zur Verfügung gestellt.

Die Politik beurteilt das Projekt der Lufthansa unterschiedlich. Die innenpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Silke Stokar, warnte vor dem Missbrauch durch die organisierte Kriminalität. "Wenn der Fingerabdruck, der bisher zur Verbrechensaufklärung verwendet wurde, zunehmend von der Privatwirtschaft eingesetzt wird, verliert er als Sicherheitsmerkmal seinen Wert", sagte Stokar.

Gefahr durch Kriminelle

Es bestehe die Gefahr, dass Kriminelle falsche Spuren mit falschen Fingerabdrücken legen. In Deutschland werden vom 1. November an biometrische Reisepässe eingeführt.

Keine Bedenken gegen das Lufthansa-Projekt äußerten die innenpolitischen Sprecher von CDU/CSU und SPD, da die Daten wieder gelöscht würden. "Wir sollten moderne Informationstechniken nutzen, wenn dadurch Abläufe und Prozesse schneller werden", sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dieter Wiefelspütz. Unabdingbar sei aber, dass die Menschenwürde gewahrt bleibe.

© SZ vom 7.7.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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