Angst um "Tango 01":Argentiniens Präsident meidet Hamburg

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Die argentinische Schuldenkrise nimmt bizarre Züge an: Staatspräsident Kirchner soll einen Hamburg-Besuch abgesagt haben, weil ihm die Pfändung des Regierungsflugzeugs "Tango 01" drohe. An der Alster freue man sich nun allerdings auf seine attraktive Frau, die ihn vertreten solle, heißt es in einem Zeitungsbericht.

Kurzerhand habe Kirchner seinen Besuch beim Hamburger Ibero-Amerika-Tag abgesagt, weil ihm die Bundesregierung keine Immunität garantieren könne, berichtete das Hamburger Abendblatt am Mittwoch.

Kirchner habe dadurch die Pfändung seiner Regierungsmaschine gedroht. Der Flug mit einer Linienmaschine habe der Peronist als unter seiner Würde eingestuft.

Die Klamotte hat einen ernsten Hintergrund: Argentinien hat Ende 2001 offiziell die Zahlungsunfähigkeit erklärt. Das südamerikanische Land weist allein bei privaten Gläubigern Außenstände von über 95 Milliarden Dollar auf, bedient diese derzeit aber werder durch Tilgung noch durch Zinszahlungen.

Viele Schuldner in Hamburg

Allein sieben Milliarden Dollar soll Argentinien noch Kleinanlegern aus Deutschland schulden. Wie die Zeitung weiter schrieb, lebe eine große Zahl von ihnen in Hamburg. Eine Einigung mit der Regierung Kirchner über einen Weg aus der Krise lehnten die Gläubiger jüngst ab: Die Schuldner hätten nur noch 25 Prozent des ausgeliehenen Kapitals ohne Entschädigung zurückzahlen müssen.

Der Lateinamerikatag findet am 10. Oktober in Hamburg unter der Schirmherrschaft von CDU-Oberbürgermeister Ole von Beust statt. Vertreter deutscher und argentinischer Unternehmen debattieren dabei über Strategien zur Überwindung der wirtschaftlichen uns politischen Krise des Landes.

Ganz ohne politische Präsenz muss Argentinien in Hamburg offenbar aber nicht auskommen. Dem Abendblatt zufolge wird Präsidenten-Gattin Christina Fernández de Kirchner ihr Land vertreten.

Im fernen Patagonien versteckt

Die "Primera Dama", die in Buenos Aires den Spitznamen "Königin Cristina" trage und gelegentlich mit der legendären Evita Perón verglichen werde, gelte als wenig penibel, schreibt die Zeitung weiter. Während der Militärdiktatur habe sich die damalige Linksaktivistin im fernen Patagonien verstecken müssen. Mittlerweile sitze die Juristin aber als Senatorin für die Provinz Santa Cruz im Kongress von Buenos Aires, und leite den mächtigen Verfassungsausschuss.

Aus dem Hintergrund habe sie die Wahlkampagne ihres Gatten geführt, die den fast unbekannten Patagonier im Mai ins Präsidentenamt brachte. Sie sei "eine Art Hillary Clinton", zitiert das Blatt einen der Organisatoren des Treffens.

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