Angriff auf Paypal:Die (Geld-)Suchmaschine

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Google ist nicht zu stoppen: Ein eigenes Bezahlsystem soll Transaktionen im Internet vereinfachen - und könnte dem Unternehmen zu noch mehr Macht verhelfen.

Der Suchmaschinenbetreiber Google will mit einem neuen Dienst Zahlungen im Internet erleichtern. Damit greift die US-Firma direkt das Online-Auktionshaus Ebay an, das mit der Tochterfirma Paypal einen ähnlichen Service bietet. Analysten warnen vor einem drohenden Informationsmonopol von Google.

Nur ein kleiner Klick - und weg ist das Geld (Foto: Foto: dpa)

Checkout nennt Google einen Internet-Service, über den die Branche schon lange rätselt. Seit beinahe einem Jahr kursieren Gerüchte über den Dienst, vormals auch unter den Namen Gbuy oder Google Wallet. Nun startete der Service offiziell. Er läuft zunächst als Testbetrieb in den USA.

Google arbeite daran, das System auch nach Europa und Asien zu bringen, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Durch das Bezahlsystem wolle Google den Käufern ein sicheres und einfaches Einkaufen gewährleisten, erklärte er weiter. Zugleich hofft das Unternehmen, die Verkaufszahlen bei teilnehmenden Online-Shops zu steigern.

Die Informationen der Welt organisieren

Checkout heißt im Englischen der Bezahlvorgang in Supermärkten. Der Google-Dienst will das virtuelle Pendant zum Einkauf im Laden um die Ecke bilden: Nutzer müssen sich nur einmal bei dem Suchmaschinenbetreiber anmelden, dort Kreditkarteninformationen und Lieferadresse hinterlegen, und können dann bei akkreditierten Händlern einkaufen, ohne jedesmal aufs Neue sensible Daten anzugeben.

Experten warnten vor zu viel Macht des Unternehmens, das sich selbst zum Ziel gesetzt hat, die Informationen der Welt zu organisieren. "Microsoft wollte den Arbeitsplatz des Nutzers kontrollieren - Google strebt das Monopol über dessen Informationen an", sagte Forrester-Analystin Charlene Li.

Mit Checkout greift das US-Unternehmen das Online-Auktionshaus Ebay und dessen Tochterfirma Paypal an. Das Transaktionsverfahren von Paypal verfügt bereits über mehr als 100 Millionen Mitgliederkonten. Ebay setzt das System vor allem für die Abwicklung von Zahlungen bei Internet-Auktionen ein.

Rivalität in der Preisgestaltung

Mittlerweile gehören aber auch Firmen wie Apple oder Dell zu Paypal-Handelspartnern. Kürzlich gab sich Ebay-Chefin Meg Whitman bei der Hauptversammlung ihres Unternehmens noch kämpferisch. "Wir schaffen den weltweiten Standard für Online-Zahlungen", sagte sie.

Die Rivalität beider Systeme zeigt sich in der Preisgestaltung: Bei Checkout zahlen Händler zwei Prozent des Umsatzes und 0,20 US-Dollar pro Transaktion. Bei Paypal hingegen werden 1,9 Prozent fällig plus 0,30 US-Dollar für jeden Einkauf. Google gewährt zusätzlich Rabatt für Anzeigenkunden. "Auf diese Weise erhöht Google die Loyalität der Kunden - und indirekt die Werbeumsätze", sagte David Bradshaw, Analyst bei Ovum.

Ein Gericht in Paris hat unterdessen die Rechte von Markenbesitzern innerhalb des Google-Werbeumfelds gestärkt. Google hatte auf Suchergebnisseiten zu Louis Vuitton Verknüpfungen zu Internet-Seiten von Produktfälschern eingeblendet. Der Luxuswarenhersteller Vuitton klagte dagegen und hat in zweiter Instanz erneut Recht bekommen. Die Suchmaschine muss 300 000 Euro an das französische Unternehmen zahlen.

© SZ vom 30.6.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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