Jetzt ist es raus, was der Bundesrepublik die Skandalbank Hypo Real Estate (HRE) wert ist: 1,39 Euro pro Aktie. So viel bietet der öffentliche Banken-Rettungsfonds Soffin im Namen der Nation, wie aus der am Donnerstag vorgelegten Angebotsunterlage hervorgeht.
Der gebotene Preis liege zehn Prozent über dem gesetzlichen Mindestpreis von 1,26 Euro, heißt es weiter. Die HRE begrüßte das Angebot des Bundes. Es sei ein Schritt zur Stabilisierung der Bank.
Doch ist es auch eine Art Schnäppchen für den US-Investor Christopher Flowers, den der Staat unbedingt rauskaufen will? Flowers ist der größte Fremdaktionär bei der Münchner Bank. Bislang lässt ein Sprecher des Investors nur mitteilen, dass "es weiter die Präferenz gibt, im Unternehmen zu verbleiben". Und: "Wenn das Angebot vorliegt, wird Herr Flowers das Angebot lesen."
Das Soffin-Angebot muss zunächst noch von der Finanzmarktaufsicht Bafin geprüft werden. Erst danach soll die offizielle Angebotsunterlage veröffentlicht werden.
Insgesamt 290 Millionen Euro wären für den Soffin fällig, um alle unerwünschten Mitbesitzer herauszukaufen.
Die meisten HRE-Aktien gehören ja schon dem Staatsfonds Soffin. Der strebt eine Komplettübernahme der HRE an, im Zuge einer "geordneten Abwicklung", von der Finanzminiter Peer Steinbrück schon gesprochen hat. Es gibt aber keine Mindestannahmeschwelle. Im vorbörslichen Handel stieg der HRE-Kurs um rund 15 Prozent auf 1,38 Euro.
Fairer Preis von 10 Cent
Mit einer Übernahme soll ein Zusammenbruch verhindert werden, weil aufgrund der internationalen Verflechtungen der Bank unabsehbare Folgen für die Finanzmärkte befürchtet werden.
"Eine Insolvenz der HRE hätte substanzielle, kaum abschätzbare Auswirkungen auf die nationalen und internationalen Finanzmärkte", heißt es in der Mitteilung. Dies hätte "erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft". Daher wolle der Soffin die Bank durch Rekapitalisierung und die Gewährung von Garantien stabilisieren.
Analysten raten Aktionären zu einer Annahme des Übernahmeangebots. "Der Angebotspreis liegt weit über unserem fairen Wert, der mit 0,10 Euro je Aktie im Wesentlichen das negative Eigenkapital, die Verlustprognose und den hohen Kapitalbedarf widerspiegelt", erklärte DZ-Bank-Analyst Matthias Dürr.
Analyst Dirk Becker von Kepler rechnet damit, dass die Aktionäre, die das Angebot nicht annehmen, im zweiten Schritt mit dem gesetzlichen Mindestpreis von 1,26 Euro enteignet werden sollen. Auch die Analysten von Unicredit sind dieser Meinung, da die Zukunft der Bank ohne eine Übernahme des Bundes sehr unsicher sei.
Bund hofft auf Einlenken
Einen Zeitplan für die Übernahme nannte der Soffin nicht. Allerdings solle das Angebot "sehr zügig" durchgeführt werden.
Auf der Grundlage des von Bundespräsident Horst Köhler unterschriebenen Rettungsübernahmegesetzes kann der Bund die Aktionäre enteignen, wenn die Verhandlungen über einen freiwilligen Verkauf scheitern sollten.
So hat der Bund die Möglichkeit, den US-Großaktionär Christopher Flowers zu enteignen, der 24 Prozent der HRE-Anteile hält. Flowers hat seine Zustimmung zur Verstaatlichung der Bank bislang strikt verweigert und bereits mit rechtlichen Schritten gegen eine Enteignung gedroht. Die Bundesregierung hofft trotzdem noch auf ein Einlenken. Für eine Mehrheit an der Bank braucht der Bund 41,3 Prozent der Aktien.
Mit Hilfen von 102 Milliarden Euro wird die HRE derzeit künstlich am Leben gehalten, rund 87 Milliarden Euro stammen vom Bund - ohne diese Garantien wäre die HRE längst bankrott.
Beim Scheitern einer Übernahme ist als letzte Möglichkeit auch die Enteignung der Aktionäre möglich.