Analystenmeinung:Rosskur bei Chrysler zahlt sich aus

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Der drastische Stellenabbau bei Chrysler hellt die Bilanz des Gesamtkonzerns auf: Vor der Bekanntgabe der Quartalszahlen von DaimlerChrysler am Donnerstag rechnen die Analysten mit einem hohen Millionengewinn.

Der Stuttgarter Automobilkonzern plant nach Medieninformationen für das laufende Jahr einen deutlichen Gewinnsprung in seiner Nutzfahrzeugsparte. Der Quartalsgewinn des Unternehmens könnte mehr als eine Milliarde Dollar betragen.

Die Zentrale von DaimlerChrysler in Stuttgart. (Foto: Foto: AP)

Nachdem der Vorstandsvorsitzende Jürgen Schrempp insgesamt 34.000 Stellen bei Chrysler gestrichen hatte, wird der weltweit fünftgrößte Automobilhersteller für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2004 vermutlich einen satten Gewinn ausweisen. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analysten rechnen im Schnitt mit einen Gewinn von 864 Millionen Euro (1,05 Milliarden Dollar).

Erholung von Dauer?

Damit, so die Schätzungen der elf von Bloomberg befragten Analysten, hätte sich das Ergebnis im Vergleich mit dem Vorjahresquartal um das Achtfache erhöht. Damals hatte der Konzern einen Gewinn von 109 Millionen Euro ausgewiesen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBITDA) bei Chrysler hätte sich damit auf 350 Millionen Euro erhöht.

"Entscheidend aber ist, ob diese Erholung von Dauer ist", gibt Michael Schneider, Fondsmanager von Deka-Investment, zu bedenken. Die Fondsgesellschaft hält selbst Anteile an DaimlerChrysler im Wert von 120 Milliarden Euro in ihrem Portfolio.

DaimlerChrysler-Sprecher Thomas Fröhlich lehnte einen Kommentar zu den aktuellen Unternehmenszahlen vor Donnerstag ab.

Kosten unter Kontrolle

Schrempp, der mit seinem Jobabbau bei Chrysler ein hartes Sanierungsprogramm in den USA durchgesetzt hatte, versucht derzeit, auch in bei der deutschen Konzerntochter Mercedes die Kosten unter Kontrolle zu behalten.

So hatte die Belegschaft nach den Verhandlungen in den vergangenen Wochen auf bereits zugesagte Lohn- und Gehaltserhöhungen verzichtet und längere Arbeitszeiten akzeptiert, um so 6.000 Jobs bei Mercedes erhalten zu können.

Im Gegenzug dafür erhielten sie eine Beschäftigungsgarantie bis 2012. DaimlerChrysler will dadurch 500 Millionen Euro einsparen.

Bei Mercedes sank das Ergebnis im zweiten Quartal um elf Prozent. Wie Bloomberg weiter berichtet, hatte der weltweit größte Hersteller von Luxusautos noch im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte des Unternehmensergebnisses erwirtschaftet.

Inzwischen verliert Mercedes aber Umsätze an die Bayerische Motoren Werke AG, die beispielsweise mit ihrer neuen 1er-Reihe Mercedes A-Klasse-Kunden ansprechen will. So fiel die Zahl der verkauften Mercedes-Fahrzeuge im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent auf 92.000 Autos. BMW dagegen konnte im gleichen Zeitraum seinen Verkauf um 20 Prozent auf 97.865 Fahrzeuge steigern, berichtet Bloomberg weiter.

Preissenkungen

Die Aktien von DaimlerChrysler sind in diesem Jahr um 1,7 Prozent gefallen. Seit Jürgen Schempp 1998 den 36 Milliarden Dollar teuren Kauf von Chrysler durch die Daimler Benz AG gemanagt hatte, hat die Aktie die Hälfte ihres Wertes verloren.

Um Marktanteil und Gewinn zu steigern hat Chrysler-Chef Dieter Zesche neun neue Modelle eingeführt und die Preise gesenkt.

Im Juni stiegen die Verkaufzahlen von Chrysler um einen Prozent auf 209.252 Fahrzeuge. Im gesamten zweiten Quartal erhöhten sich die Verkaufszahlen um zwei Prozent auf 618.394 Autos, berichtet Bloomberg weiter.

Produktionsdauer gesenkt

Chrysler verbuchte deutliche Effizienzgewinne und reduzierte die Produktionsdauer für ein Fahrzeug um zwei Stunden auf 26. Der Durchschnitt in der US-Automobilindustrie liegt inzwischen bei 24,1 Stunden.

"Die positive Gewinnentwicklung kommt auch von den Verbesserungen in der Lkw-Sparte", sagt Andreas Dittmer, Fondsmanager bei Apo Asset Management zu Bloomberg. In dieser Sparte ist der Gewinn vor Zinsen und Steuern um 49 Prozent auf 314 Millionen Euro gestiegen.

DaimlerChrysler ist mit einer Produktion von einer halben Million der weltweit größte Lkw-Hersteller.

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