Alitalia-Präsident gewählt:Neuer Tag, neuer Chef

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Bieter sind nicht in Sicht, dafür präsentiert Alitalia einen neuen Chef: Der prominente Anwalt Aristide Police soll die marode Airline leiten - sein Job beginnt mit Krisensitzungen.

Der Alitalia-Verwaltungsrat hat am Donnerstag Aristide Police an die Spitze der krisengeschüttelten italienischen Fluggesellschaft berufen. Police soll den Posten von Maurizio Prato übernehmen. Am Vorabend war Alitalia-Chef Maurizio Prato zurückgetreten, nachdem Air France-KLM die Übernahmeverhandlungen abgebrochen hatte.

Unter einer Konkursverwaltung wird Alitalia untergehen, befürchten die Mitarbeiter der Fluggesellschaft. (Foto: Foto: AP)

Die Offerte des französisch-niederländischen Konzerns sei weiterhin geeignet, Alitalia wieder in die Gewinnzone und zum Wachstum zu führen, erklärte der Verwaltungsrat am Abend weiter.

Das Gremium kündigte für den kommenden Dienstag eine weitere Sitzung an. Bis dahin solle überprüft werden, ob die Bedingungen für eine Fortführung des Geschäfts noch gegeben seien. Die Aktien sollen so lange vom Handel ausgesetzt bleiben.

Nach dem Scheitern der Übernahmegespräche mit Air France-KLM suchen Italiens Regierung und der Alitalia-Verwaltungsrat fieberhaft nach einer Möglichkeit, die Airline vor dem Konkurs zu bewahren.

Am Donnerstag kamen in Rom Regierungsvertreter zusammen, um über die Zukunft der Gesellschaft zu beraten. An der Krisensitzung nahmen unter anderen die Minister für Wirtschaft und Finanzen sowie für Verkehr, Tommaso Padoa-Schioppa und Alessandro Bianchi, teil. Am Nachmittag traf sich der Verwaltungsrat der Fluglinie zu Krisengesprächen.

Der Professor aus Rom

Zum neuen Präsidenten der Airline wurde am Abend Aristide Police (39) gewählt, ein Experte für öffentliches Recht und Professor an der römischen Universität Tor Vergata. Er hat die Aufgabe, Alitalia in dieser schweren Krise zu verwalten.

"Es ist wirklich alles getan worden, um die einzige mögliche Perspektive, die den Konzern hätte retten können, zum Scheitern zu bringen", kritisierte Außenminister Massimo D'Alema. "Entweder wir finden jetzt ganz schnell eine Lösung oder die Alitalia ist endgültig verloren." Die Regierung wolle prüfen, ob es eine Möglichkeit gibt, Air France-KLM an den Verhandlungstisch zurückzubringen, hieß es in Rom.

Nach wochenlangem Ringen hatte Air France-KLM-Chef Jean-Cyril Spinetta die Gespräche um die Übernahme der von Insolvenz bedrohten Fluglinie am Mittwoch abgebrochen. Alitalia fliegt täglich eine Million Euro Verlust ein.

Spinetta hatte die Übernahme des Staatsanteils (49,9 Prozent) an Alitalia von der Zustimmung der Gewerkschaften abhängig gemacht. Die italienischen Gewerkschaften wehrten sich aber strikt gegen die Pläne von Air France-KLM zum Abbau von 2100 Arbeitsplätzen, einer Flottenverringerung und einer Herabstufung der Drehscheibe Mailand- Malpensa.

Desinteresse bei der Lufthansa

Sie verlangten am Donnerstag ein Gespräch mit Ministerpräsident Romano Prodi, dessen Regierung sich wie auch Prato für das Geschäft mit Air France-KLM stark gemacht hatte. In einer Erklärung von Air France hieß es zu dem Abbruch der Gespräche, dass die "Bedingungen zur Fortführung der Verhandlungen nicht mehr gegeben" seien.

Die Deutsche Lufthansa zeigte nach den neuesten Entwicklungen weiterhin kein Interesse an einem Einstieg bei Alitalia. "Unsere Einschätzung hat sich nicht verändert", sagte eine Sprecherin am Donnerstag in Frankfurt.

Sie verwies dabei auf die Entscheidung von Dezember, wonach Lufthansa sich nicht am Bieterverfahren für Alitalia beteiligte. Damals war unter anderem argumentiert worden, bei einer Übernahme der angeschlagenen Airline drohe die Bonitätseinstufung der Lufthansa zu sinken. Den italienischen Markt hatte Lufthansa aber wiederholt als interessant eingestuft.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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