Ali al-Naimi im Profil:Der Herr über die Förderquoten

Lesezeit: 2 min

Er denkt nicht in politischen Kategorien, sondern in Barrel und Petrodollars. Er ist mächtig, trumpft aber nicht auf. Der saudi-arabische Ölminister im Profil.

Von Peter Münch

Jeder braucht ein Ziel im Leben, und dieser Mann will aus Öl Geld machen.

Ali al-Naimi macht aus Öl Geld. Foto: AP (Foto: N/A)

Sonderlich schwer ist das nicht, denn als Ölminister Saudi-Arabiens bestimmt Ali al-Naimi über die Ausbeutung der weltweit größten Vorkommen der teuren Ressource.

Der Primus inter pares

Er bewegt Milliarden im eigenen Land und in der Weltwirtschaft, er kann für Verknappung sorgen auf den Märkten oder, wie nun wieder, für reichlichen Fluss.

Denn wenn die Opec, das Kartell der erdölexportierenden Länder, in ihrem Elfer-Rat der Minister über die Förderquoten diskutiert, dann ist der kleine, drahtige Mann aus Riad eindeutig der Primus inter pares.

Der stille Überzeuger

Mächtig also ist er, doch er pflegt damit nicht aufzutrumpfen. Er gilt als stiller Überzeuger und kühler Kopf — ein zäher Stratege, der nicht raucht und trinkt, aber leidenschaftlich Sport betreibt.

Er denkt nicht in politischen Kategorien, sondern in Barrel und Petrodollars. Sein Credo ist weit entfernt von den Kämpfen in den Siebzigern zu Zeiten der Ölkrise: Öl ist keine Waffe, sagt er, sondern ein Geschäft.

Der Geschäftsmann

So hat er sich auch im Westen einen Namen als verlässlicher Partner gemacht. Als Geschäftsmann weiß er, dass der Ölpreis weder zu hoch noch zu niedrig sein darf.

Denn wenn der wichtigste Schmierstoff der Weltwirtschaft zu viel kostet wie in diesen Zeiten, dann können neue Anbieter auf den Markt drängen, die sonst wegen ihrer hohen Produktionskosten als Konkurrenten ausfallen.

Und wenn das Öl zu billig wird, dann schlägt sich das bitter nieder in der saudischen Wirtschaft, die immer noch viel zu stark allein auf das Öl unter dem Sand gebaut ist.

Geld für das Königshaus

Al-Naimi also muss mit klugem Geschick das Geld erwirtschaften, das das Königshaus braucht — für das süße Leben der Prinzen-Tausendschaft einerseits, noch viel mehr aber dafür, dass das Volk satt und zufrieden und damit nicht so anfällig ist für islamistische Umtriebe à la al-Qaida.

Ziemlich viel Verantwortung ist dies für einen Menschen, dessen Wiege weit weg stand von den Protzpalästen der allmächtigen Königsfamilie Saud.

Im Osten des Wüstenreiches wurde Ali al-Naimi 1935 in eine Hirtenfamilie hineingeboren. Mit zwölf Jahren begann das Arbeitsleben: als Laufbursche bei der ursprünglich amerikanisch-saudischen Ölgesellschaft Aramco.

Von da an ist es ziemlich gut gelaufen für ihn und ziemlich steil nach oben. Weil er als besonders clever aufgefallen war, wurde er zum Studieren erst nach Beirut und dann in die USA geschickt.

Seit 1995 in der Politik

Mit 28 Jahren kam er als fertiger Geologe aus Stanford zurück zu Aramco. Ein Vierteljahrhundert harter Arbeit später war er Präsident des inzwischen staatlichen saudischen Unternehmens.

1995 brauchten sie ihn in der Politik, und dort hat er es gewiss nicht immer leicht als Manager in der fast absolutistischen Monarchie. Im Kabinett trägt die Mehrzahl der Minister den Familiennamen Saud, und auch im Ölministerium wacht ein Prinz persönlich über die Arbeit des bürgerlichen Chefs.

Draußen in der Welt jedoch braucht sich Ali al-Naimi nicht hinter großen Namen zu verstecken. Da muss man nicht Saud heißen oder von blauem Blute sein - da zählt auch der Geldadel.

© SZ vom 04. Juni 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: