Aldi-PC-Lieferant:Umsatz von Medion bricht ein

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Obwohl seine Produkte bei Aldi wie früher innerhalb weniger Stunden ausverkauft sind, rechnet der Elektronik-Händler mit heftigen Umsatzeinbußen.

Von Michael Kläsgen

Der Essener Konsumelektronik-Händler geht im vierten Quartal von einem Einbruch des Inlandsumsatzes um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aus.

Ein Handwerker befestigt den Schriftzug der Firma Medion. (Foto: Foto: ddp)

Das ergibt sich aus den Zahlen, die das Unternehmen vorlegte, und einem Bericht der HypoVereinsbank.

Wichtigster Grund für den Umsatzeinbruch im für Konsumelektronik-Unternehmen entscheidenden vierten Quartal ist nach Meinung der HVB-Analysten die Orderzurückhaltung von Discountern wie Aldi. Diese hätten ihre Bestellungen trotz des anziehenden Weihnachtsgeschäfts zum Teil um die Hälfte reduziert.

Nur der Umstand, dass weniger Medion-Produkte bei den Discountern angeboten wurden, erkläre, dass die drei letzten großen Verkaufsaktionen von der Medion AG als Erfolg verbucht werden konnten.

Das Unternehmen, das als Lieferant von Billig-Computern bei Aldi bekannt geworden ist, hatte noch vorige Woche mitgeteilt, dass die neuen Produkte (Notebook, PDA mit Navigationssystem und "Digitainer") wie früher innerhalb weniger Stunden ausverkauft gewesen seien.

"Vorsichtige Diponierung" sei Schuld

Gleichzeitig führte das Unternehmen die "Knappheit beim Angebot" aber selbst auf die "vorsichtige Disponierung des Handels" zurück.

Konkret erwartet Medion für 2004 einen Umsatzrückgang auf 2,5 bis 2,6 (Vorjahr: 2,9) Milliarden Euro. Das bedeutet, dass der Umsatz im vierten Quartal bei etwa einer Milliarde Euro liegen wird, was im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang von etwa 30 Prozent insgesamt entspricht.

Da der Auslandsumsatz nach Angaben von Medion gleichzeitig weiter steigt, erwartet die HVB einen entsprechend größeren Umsatzeinbruch im Inland von etwa 40 Prozent.

Gleichermaßen düster sind die Aussichten beim Gewinn vor Zinsen und Steuern. Dieser wird sich Medion zufolge halbieren. Konkret soll das Ebit zwischen 95 und 105 Millionen Euro liegen. Im Vorjahr waren es noch 179 Millionen Euro gewesen. Das operative Ergebnis im vierten Quartal soll sogar um mehr als die Hälfte einbrechen - auf etwa 40 Millionen Euro von 95 Millionen Euro im vierten Quartal 2003.

Kurs deutlich abgesackt

Den Sprung des Aktienkurses nach der erfolgreichen Verkaufsaktion in der vergangenen Woche hält man bei der HVB für überzogen.

Zudem fand er von einem niedrigen Niveau aus statt. Der Kurs war nach einer unerwarteten Gewinnwarnung Ende Juli binnen Stunden um 40 Prozent abgesackt.

Das Kursziel der im MDax notierten Aktie sehen die HVB-Analysten jetzt bei 15 Euro. Sie rechnen zudem damit, dass der Kurs "ein Spielball von Spekulationen, Marktgerüchten und Stimmungen" bleiben wird. Beruhigend für das Unternehmen sei allerdings, dass die Verkaufsaktionen überhaupt positiv verlaufen seien.

Dies lasse für 2005 hoffen. Dieser Meinung schließen sich auch die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg an.

Vergleich angestrebt

Wenig erfreulich aus Sicht von Medion ist zudem der weiterhin schwelende Rechtsstreit mit der Oberlehner Beteiligungsgesellschaft in München.

Hermann Oberlehner ist der Gründer, Großaktionär und Vorstandschef des Linzer Notebook-Herstellers Gericom. Medion war Mitte dieses Jahres gegen Oberlehner vor Gericht gezogen, um die Herausgabe eines Aktienpakets in Höhe von 24,9 Prozent, die Oberlehner an Gericom hält, zu erzwingen.

Eine außergerichtliche Einigung scheiterte im Vorfeld. Für Mitte Dezember war daraufhin der erste Verhandlungstag angesetzt. Doch dann verwies das Landgericht Essen den Fall aus kartellrechtlichen Gründen an das Landgericht Dortmund. Gericom-Finanzchef Patrick Prügger geht davon aus, dass sich der Rechtsstreit jetzt noch ein weiteres Jahr hinziehen wird.

Denn Oberlehner beharrt auf seiner Position und verweigert die Herausgabe des Aktienpakets, weil er sich von Medion hintergangen fühlt. Seiner Meinung nach habe Medion geplant, Gericom wie zuvor andere Firmen zu zerschlagen und anschließend als Tochtergesellschaft weiterzuführen.

Ursprüngliches Ziel des geplanten Aktienverkaufs war die Rettung der seinerzeit finanziell angeschlagenen Gericom gewesen. Im Vertrag war zudem vereinbart worden, Synergien in Vertrieb und Logistik zu schaffen.

"Jetzt ist der Beteiligungsverkauf für Gericom nicht mehr erforderlich", sagte Prügger der Süddeutschen Zeitung. Man strebe hingegen einen Vergleich an, weil der Rechtsstreit beide Unternehmen belaste. Medion sieht den Vertrag dagegen als zu 100 Prozent erfüllt an und besteht weiterhin auf Herausgabe des Aktienpakets.

© SZ vom 21.12.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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