Alarmierende Ausmaße:Die deutsche Schattenwirtschaft boomt

In diesem Jahr werden nach Schätzungen von Experten etwa 370 Milliarden Euro oder nahezu ein Fünftel der gesamten Wirtschaftsleistung in Schwarzarbeit erbracht.

Den Finanzämtern und den Kassen der Sozialversicherung entgehen so zweistellige Milliardenbeträge. Mit mehr Personal für Razzien und härteren Strafen will die Regierung gegen die Illegalen und ihre Auftraggeber vorgehen.

Schwarzarbeit ist nach Meinung des Linzer Experten und Volkswirtschafts-Professors Friedrich Schneider ein salonfähig gewordenes Massenphänomen. Seiner Studie vom Jahresbeginn zufolge arbeiten mehr als neun Millionen Menschen in Deutschland zumindest teilweise in der Schattenwirtschaft.

Kein Unrechtsbewusstsein

Dabei fehle den meisten Billigarbeitern jedes Unrechtsbewusstsein. Die anhaltende Nachfrage ergebe sich aus der hohen Belastung regulärer Löhne mit Steuern und Abgaben.

Die überwiegende Zahl der Schwarzarbeiter hat einen regulären Job und verdient sich ein paar Hundert Euro nebenher - etwa als Putzfrau, Nachhilfelehrer oder Facharbeiter. Andere bessern Rente, Arbeitslosengeld und Sozialhilfe auf.

Alarmierende Ausmaße

Mini-Jobs mit reduzierten Abgaben haben hier noch keine nennenswerte Abhilfe schaffen können. In einigen Wirtschaftszweigen hat die Arbeit ohne Steuerkarte oder Erlaubnis alarmierende Ausmaße angenommen. So soll im Taxigewerbe mittlerweile jeder siebte Fahrer schwarz unterwegs sein.

Im Hotel- und Gaststättengewerbe ist schätzungsweise jeder vierte Beschäftigte nicht korrekt gemeldet. Auf Baustellen im Raum Berlin-Brandenburg jobbte zeitweilig die Hälfte der meist ausländischen Arbeiter ohne Papiere zu Bruchteilen des offiziellen Lohns.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: