Aktion Mensch:Der lange Weg in den Supermarkt

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Die Aktion Mensch hat 2014 Sozialprojekte mit 158 Millionen Euro gefördert. (Foto: Aktion Mensch)

Die Aktion Mensch darf künftig Losgutscheine in Rewe-Märkten verkaufen.

Von Jan Willmroth, München

Wenn es nach Armin von Buttlar ginge, wäre dieser ganze Ärger nicht nötig gewesen - die Prozesskosten, der Schriftverkehr mit den Behörden, das jahrelange Warten. Von Buttlar führt die Geschäfte der Soziallotterie Aktion Mensch, die mit den Einnahmen aus dem Losverkauf soziale Projekte für Menschen mit Behinderung, Kinder und Jugendliche unterstützt. Die Lose darf sie bisher aber außer im Internet nur in Post-, Sparkassen- und Bankfilialen verkaufen - und nimmt damit seit Jahren weniger ein. Den Wunsch, auch in Supermärkten Losgutscheine zu verkaufen und so neue Vertriebswege zu erschließen, verwehrten die Bundesländer der Lotterie Ende 2012.

Dagegen klagte die Aktion Mensch über zwei Instanzen mit Erfolg. Ende November gab ihr das Oberverwaltungsgericht in Koblenz Recht. Jetzt hat das für Soziallotterien zuständige Land Rheinland-Pfalz die Genehmigung erteilt. Allerdings erst nach einer erneuten Beratung im Glücksspielkollegium, einem gemeinsamen Gremium aller Länder, das als oberste deutsche Glücksspielbehörde fungiert. Zum Weihnachtsgeschäft im November werde es Losgutscheine an den Supermarktkassen der etwa 3000 Rewe-Märkte in Deutschland geben, sagt von Buttlar. "Diese Verzögerung ärgert uns ungemein, wir hatten das Produkt schon vor zweieinhalb Jahren marktfähig". Wertvolle Zeit sei verloren gegangen. Denn wenn die Aktion Mensch nicht auf die schwindenden Umsätze im Offline-Geschäft reagieren könne, das betont sie immer wieder, fehle irgendwann auch das Geld für die sozialen Projekte. Die Länder befürchteten hingegen, auch kommerzielle Glücksspielanbieter könnten in die Supermärkte drängen, wenn sie den Soziallotterien die Gutscheine erlauben.

Im vergangenen Jahr ist die mit Abstand größte der drei deutschen Soziallotterien 50 Jahre alt geworden, hat das öffentlichkeitswirksam gefeiert und wohl nicht zuletzt deshalb mehr verdient und mehr Geld ausgeschüttet als im Vorjahr. Mehr als 158 Millionen Euro gab die Aktion Mensch an Fördergeldern aus, der Umsatz stieg leicht auf 442,3 Millionen Euro. "Das darf aber nicht über unser schrumpfendes Geschäft im klassischen Vertrieb hinwegtäuschen", sagt von Buttlar. Der Offline-Verkauf von Losen ging binnen zehn Jahren um mehr als 80 Prozent zurück. Gut laufen die Geschäfte jedoch im Netz. Der Anteil der über die Webseite verkauften Lose lag 2014 erstmals über 30 Prozent. Doch auch das Online-Geschäft birgt Potenzial für neuen Streit. Die Aktion Mensch dürfte auf Geheiß des Glücksspielkollegiums nämlich eigentlich keine Geschenklose online verkaufen, die ein anderer als der spätere Losinhaber bezahlt. Das lade zur Geldwäsche ein. Die nächste Gerichtsverhandlung kommt bestimmt.

© SZ vom 08.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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