Der frühere Top-Anwalt Ulf Johannemann kommt wahrscheinlich noch vor Weihnachten unter Auflagen aus der Untersuchungshaft frei. Das Landgericht Frankfurt hat den Haftbefehl gegen den ehemaligen Chef der Steuerabteilung der Großkanzlei Freshfields außer Vollzug gesetzt. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt verdächtigt Johannemann der schweren Steuerhinterziehung in Mittäterschaft wegen seiner Rolle als Steuerberater der inzwischen insolventen Maple Bank. Er war vor dreieinhalb Wochen verhaftet worden. Die Bank ließ sich laut Ermittlern bei besonders aggressiv gestalteten Aktiengeschäften Steuern auf Kapitalerträge erstatten, die zuvor nicht gezahlt worden waren. Johannemann bescheinigte der Bank in Gutachten, die Geschäfte seien steuerrechtlich einwandfrei. Im Zuge der Ermittlungen hat er die Vorwürfe bestritten und sinngemäß ausgesagt, er sei von der Bank getäuscht worden.
Die Generalstaatsanwaltschaft hat den 48-Jährigen und sechs frühere Beschäftigte der Bank inzwischen am Landgericht Frankfurt angeklagt. Weil sie Fluchtgefahr sah, hatte sie ihn Ende November verhaften lassen. Johannemanns Verteidiger hatte daraufhin angekündigt, die Haft anzufechten, wollte sich aber nicht zur Sache äußern. Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft sagte nun, es gebe einen gerichtlichen Verschonungsbeschluss gegen den Inhaftierten, machte aber keine weiteren Angaben. Nach SZ-Informationen muss Johannemann vier Millionen Euro Kaution hinterlegen und seine Ausweispapiere abgeben. Er soll sich zweimal wöchentlich bei den Behörden melden und darf keinen Kontakt zu anderen Verfahrensbeteiligten aufnehmen. Zwei andere Angeschuldigte, darunter der frühere Bankchef, sitzen weiter in Untersuchungshaft.