Aktiencheck Eon:Niederlage als Erfolg

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Viele sahen den Rückzug als Niederlage, Analysten aber loben das Ende des Streits um Endesa und drängen darauf, die volle Kriegskasse anlegerfreundlich einzusetzen.

Hans-Willy Bein

Am Montagabend gab Eon den Ausstieg aus dem Bietergefecht bekannt, am Dienstag kletterte die Aktie um fast acht Prozent und hielt sich seitdem in etwa auf dem höheren Niveau.

Auch bei den Analysten überwiegt eine positive Grundstimmung. Viele von ihnen erhöhten das Kursziel für die Eon-Aktie spontan und empfahlen die Papiere nach der Einigung mit den Rivalen Enel und Acciona zum Kauf. Resultat: Von 31 Beobachtern, die der Finanzinformationsdienst Reuters verzeichnet, raten 22 zum Kauf, sechs zum Halten und nur drei zum Verkauf.

Der Grundtenor der jüngsten Analystenkommentare lautet: Das Dax-Mitglied hat eine Hängepartie beendet und eine vernünftige Lösung erzielt.

"Eon hat das Beste aus der Situation gemacht", sagt beispielsweise Matthias Heck, der Energieanalyst des Bankhauses Sal. Oppenheim. Er bekräftigte die Kaufempfehlung für Eon-Aktien. Ebenso wie Sven Diermeier von Independent Research sieht er das Kursziel bei 120 bis 121 Euro.

Noch positiver ist die französische Investmentbank Cheuvreux für die Aktie gestimmt. Die Bank nahm das Papier in die Liste der favorisierten Energiewerte auf, Analyst Sebastian Kauffmann setzte das Kursziel auf 126 Euro. Positiv sei vor allem, dass die ,,Unsicherheit aus der zuvor recht verfahrenen Situation genommen sei'', erklärt Kauffmann.

"Sehr positive Übereinkunft"

Mehr als ein Jahr lange hatte sich Eon um Endesa bemüht. In den vergangenen Monaten sicherten sich der italienische Energiekonzern Enel und das spanische Bauunternehmen Acciona gemeinsam 46 Prozent der Endesa-Aktien gesichert, so dass Eon keine Mehrheit mehr erringen konnte.

Enel und Acciona wollen nun Endesa selbst übernehmen und haben Eon für den Rückzug große Beteiligungspakete zugesagt. Eon wird danach die europäischen Vermögenswerte von Endesa außerhalb Spaniens übernehmen.

Zudem sollen der deutsche Konzern das Spanien-Geschäft der Enel-Tochter Viesgo - mit Ausnahme der erneuerbaren Energien - bekommen.

Die Übereinkunft sei "sehr positiv für Eon", hieß es bei Goldman Sachs. Die Analysten der Investmentbank sehen das Kursziel bei 113 Euro. Die Papiere seien trotz der jüngsten Kursrally im Vergleich zu anderen Energiewerten günstig bewertet.Auch Karin Brinkmann von der HypoVereinsbank (HVB) sieht die Einigung positiv.

Der Einstieg in die Märkte Spanien und Italien sei einer langwierigen und unsicheren juristischen Auseinandersetzung vorzuziehen. Das Geschäft in Süd- und Osteuropa sei sehr interessant. Hier gebe es jährliches Wachstum von etwa fünf Prozent, während der zentraleuropäische Strommarkt stagniere. Die HVB bestätigte ihre Kaufempfehlung für die Eon-Aktien und hob das Kursziel von 115 auf 119 Euro an.

Milliarden gespart

Durch die Aufgabe der Übernahmepläne in Spanien kommt Eon jetzt mit einem Kaufpreis von zehn bis elf Milliarden Euro davon - statt der zuletzt gebotenen über 42 Milliarden Euro für die gesamte Endesa.

Die gesparten Milliarden sichern dem Konzern einen großen Spielraum für Expansion, die Kriegskasse umfasst geschätzte 15 und 20 Milliarden Euro. HVB Analystin Brinkmann sieht aber keine Möglichkeiten für Übernahmen. Diese seien entweder zu teuer oder durch staatliche Beteiligungen uninteressant.

Unabhängig von den Zukäufen mahnen die Analysten ein Konzept für die Verwendung der hohen Liquidität an. Eon habe die Mittel für höhere Dividendenzahlungen und für Aktienrückkäufe frei, erklärt Diermeier von Independent Research. Für die Hauptversammlung 2007 am 3. Mai steht der Dividendenvorschlag mit 3,35 Euro pro Aktie aber bereits fest.

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