Airline-Kunden:Mehr Passagiere bei der Bahn

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Nach der Pleite von Air Berlin verärgern deutlich gestiegene Ticketpreise für Inlandsflüge die Kunden der Airlines und treiben sie zur Reise am Boden.

Nach dem Verschwinden von Air Berlin aus dem deutschen Luftverkehr kosten Tickets auf bestimmten Strecken und zu bestimmten Zeiten spürbar mehr. Das ärgert Reisende und Verbraucherzentralen. Wie stark kann die Bahn als Alternative zum Flugzeug davon profitieren? Auf den Fernverkehrsstrecken komme die wachsende Nachfrage auch von früheren Flugpassagieren, die nach der Insolvenz der ehemals zweitgrößten deutschen Airline auf die Schiene gewechselt seien, erklärte die Deutsche Bahn am Wochenende.

"Es darf eben nicht so sein, dass die Lufthansa Monopolgewinne abschöpft."

Preissprünge fürs Fliegen im Inland infolge des geschrumpften Angebots dürften mit ein Grund dafür sein. Der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv), Klaus Müller, berichtet von zunehmendem Kundenfrust. Derzeit sei "eine deutliche Steigerung der Beschwerden über Ticketpreise" zu verzeichnen. Es sei daher gut, dass das Bundeskartellamt die Preisgestaltung beim Branchenprimus Lufthansa überprüfe. "Dann erwarten wir natürlich auch, dass notfalls Konsequenzen gezogen und auch Preise zurückerstattet werden." Die Lufthansa hatte von normalen Marktmechanismen gesprochen. Müller betonte jedoch: "Wir sehen, dass viele Menschen hier sehr viel mehr zahlen, als das früher der Fall gewesen ist." Niemand verlange, dass Fliegen immer sehr günstig sein müsse. "Aber es darf eben auch nicht so sein, dass die Lufthansa hier Monopolgewinne abschöpft." Nach dem Aus von Air Berlin fehlen Zehntausende zuvor angebotene Plätze. Das Kartellamt hatte Ende November eine Prüfung bei der Lufthansa angekündigt. Der Konzern betont, die Tarifstruktur nicht verändert zu haben. Höhere Durchschnittspreise entstünden durch größere Nachfrage.

Ein Teil dieser Nachfrage verschiebt sich nun jedoch offenbar auf die Schiene: Die Deutsche Bahn meldet mehr Fahrgäste auf ihren Fernstrecken. "Explizit für die bisherigen innerdeutschen Hauptverbindungen von Air Berlin, nämlich München-Berlin, Köln/Düsseldorf-Berlin und München-Köln/Düsseldorf, haben wir deutlich mehr Buchungen", sagte ein Sprecher der Bahn. Man gehe davon aus, dass vor allem Geschäftsreisende auf die Bahn umgestiegen seien. "Im Oktober und November ist der Ticketabsatz im Fernverkehr gegenüber den Vorjahresmonaten um vier Prozent gestiegen." 2016 waren die Kunden 139 Millionen Mal mit ICE und IC gereist.

Bahnchef Richard Lutz hatte allerdings bereits im November für dieses und nächstes Jahr abermals Passagierrekorde in Aussicht gestellt. Einen Beitrag soll die ICE-Neubaustrecke Berlin-München leisten, die zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember eröffnet wurde. Jedoch entpuppte sie sich als Sorgenkind: Kunden ärgerten sich über Zugausfälle und Verspätungen, direkt nach dem Start gab es Pannen.

"Wir haben nach wie vor einzelne Störungen, aber die betriebliche Situation hat sich weiter stabilisiert", sagte ein Bahnsprecher zur aktuellen Situation. Nach seinen Angaben mussten auch am Samstag einige ICE-Züge auf die alte Strecke umgeleitet werden. Damit verbunden waren Verspätungen von teilweise bis zu 60 Minuten.

Die Probleme sind technischer Art, weil bestimmte ICE-Züge Daten des auf der Strecke installierten europäischen Sicherungssystems ETCS nicht korrekt verarbeiten. Eine Folge können dann automatische Bremsungen sein.

© SZ vom 18.12.2017 / dpa/SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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